„Insolvenzverfahren sind eingeleitet, aber noch nicht abgeschlossen“

Neutrale Bewertung von dagobertinvest

Ich bin in vielen Projekten bei Dagobert und auch mit noch mehr bei anderen Plattformen.Einstieg ist bei Dagobert gut machbar, wenig bürokratisch. Bei den Webseitenfunktionen fehlen einige Dinge, die vielfach-Anleger brauchen. (bessere Listen, Datenexport, Vermögensfeststellung auf Datum x rückwärts und solches). Sonst läuft die Sache organisatorisch gut.

Schwieriger ist die Beurteilung der Performance. Dagobert ist wenig durchsichtig in diesem Bereich. Verzögerungen häufen sich, das ist nicht schlimm. Gravierender ist: Es zeichnet sich unübersehbar ab bei Dagobert: 

1. die Statistiken, es sei «Null» ausgefallen, sind pure Beschönigung.Das kann man noch eine zeitlang so behaupten, weil Dagobert die Einleitung von Insolvenzverfahren sehr ungern sieht aus Imagegründen. Das ändert nichts, dass eine Reihe Projekte unausweichlich Totalschaden bringen werden. Dagobert bezeichnet nun solche Projekt als «unsicher». Das wird wahrscheinlich lange noch so sein, weil sie sich auf den formalrechtlichen Standpunkt zurückziehen: Ja, die Insolvenzerfahren sind noch lange nicht abgeschlossen (sie dauern manchmal Jahre) - und solange gilt für uns nichts aus «ausgefallen». Beim Lesen solcher Leistungsbilanzen also Vorsicht!

2. Es offenbart sich bei dagobert eine spezifische Schwäche: die Bauträgerauswahl. Die abgestürzten Projekte haben zumeist eines gemeinsam: einen Bauträger, die gemessen an seiner Finanz- und vor allem auch Kompetenz- und Organisationskraft gemessen viel zu grosse Räder dreht. Teils sind es wahrscheinlich mehr oder weniger OneMan-Shows. Tragisch überforderte Leute, die organisationsmässig weder die Planung, noch die Kalkulation und schon gar nicht die Baustellen im Griff haben.

Der eine taucht einfach ab zwischendurch (P176 | WHA Grazerstraße, Wiener Neustadt), der andere war ein vielleicht guter Elektriker, bevor er sich Bauträger anmasste und hochkant scheiterte, von deutschen Zweitwohnungskäufern mit mehr Finanzhintergrund in Grund und Boden prozessiert wird. (P164 - Residenz St. PankrazMH Energie & Wohnbau GmbH)Wäre er doch nur Elektriker geblieben, er hätte sich des Lebens erfreut und sich nicht ruiniert.

Der nächste macht Chaos in Buchhaltung und Projektführung, weil er überfordert und zu schmal aufgestellt ist und niemand KnowHow bringt für Mwst. Zweigt Gelder für fremde Zwecke ab aus Not. (P186 | S & B: Wohnpark Urscha). Hat früher Klimanlagen gehandelt.

Wieder ein anderer verkauft einfach ein gebautes Haus nicht (ev. weil er auf besseren Preis hofft) und rollt die Sache mit immer neuen Verzögerungen vor sich her, dagobert lässt ihn scheinbar gewähren. (P204 | L2: Reihenhäuser - "Linzblick" ,L2 Entwicklungs GmbH). Er ist nachweislich schon einmal mit einer Baugesellschaft Insolvenz gegangen - dagobert hat das ev. nicht gewusst, aber sicher nicht abgeklärt, als sie ihm das Geld gaben. Noch ist hier nicht alles verloren, aber es passt auch in die Sache mit den falschen Bauträgern.

In somma: Leute, die mit ihren Minigesellschaften viel zu schwach sind für grössere Projektrealisierungen. Ich nenne die Erscheinung das «MeToo» der Bauträgerbrache. Leute aus dem Bauumfeld, die gesehen haben, dass andere Geld (manchmal viel Geld) verdient haben mit Projektrealisierungen als Bauträger, heben die Hand hoch und rufen «kann ich auch». Und schon nimmt ein Drama seinen Lauf.

Unsicher bin ich, ob Simon Almer, Leitung Einkauf & Sanierung mit Projekt P201 | NOCERE Invest: Wohnungssanierungen Graz und Umgebung auch auf die Ueberforderungsschiene gerät.

An diesem Punkt der Bauträgerauswahl muss dagobert entschieden nachbessern. Harsch kritisiert muss dagobert werden wegen der Intransparenz um solche Schwierigkeiten. Sie verharmlosen gerne, schieben auf usw. Und die Webseite ist nun so eingerichtet, dass Schwierigkeiten bei einem Projekt für niemand sichtbar wird, der nicht selber in diesem Projekt investiert ist. Für alle anderen gibt es nur die anfängliche Sonnenseite der Projekte zu sehen. Unschönes Versteckspiel.

Lehren für die Anleger: Schaut auf die Grösse, die Kompetenz, die Erfahrung (Achtung, es wird auch geblufft) der Bauträger!

Festzustellen ist auch: Es gab Schwierigkeiten auf Baustellen mit Corona. Manche Projekte (andere als oben erwähnt) sind einfach verspätet, werden aber nicht zu Schäden führen bei den Anlegern. Das ist völlig in Ordnung und von den Anlegern zum vornherein einzukalkulieren. Die Verzögerungszeiten sind zuallermeist verzinst.

Unbequeme Einsicht: Die Zinsen (mittlerweile bei teils 8% und mehr), sind zu hoch. Das beweist nur, dass dagobert einen «more-Risk»-Kurs fährt als andere Crowdplattformen wie Rendity oder EV-digital (Engel&Völker). Das ist nicht «böse», man muss es sich selber nur mit in Rechnung stellen als Anleger.

Die Mathematik nicht vergessen: wenn jedes 20zigste Projekte falliert - dann ist das eine Katastrophe für die Anleger- der Ertrag fast nirgends mehr.Eigentlich darf nur jedes 40zigste oder 50zigste Projekt krumm gehen. Ein sehr harte Anforderung für die Plattformen.

Kommentar zur Bewertung

Feedback von dagobertinvest:

Sehr geehrte/r Kottke,

Danke für Ihre ausführliche Stellungnahme. Die Aussage, dagobertinvest wäre intransparent, können wir nicht nachvollziehen. Als einzige Österreichische Plattform veröffentlichen wir barrierefrei unsere Plattformperformance auf unserer Website (unter Crowdinvesting leicht erklärt/Leistungsbilanz).

Wir können nicht versprechen, dass es in jedem Fall zu einer vollständigen Auszahlung inkl. Zinsen führen wird, allerdings können wir unseren Investor:innen versprechen, dass wir als Plattform den gesamten Rahmen an (außer)gerichtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Ihre Anlegerinteressen zu wahren. Die Sicherungsmittel, die dafür im Herbst 2020 etabliert wurden, erklären auch den Rahmen.

Die Aufgabe der Plattform ist es, geeignete Projekte zu akquirieren, diese zu analysieren und die Risiken transparent darzustellen. Und dies zum Zeitpunkt des Projektstarts. Dass es bei der Umsetzung von Immobilienprojekten in den darauffolgenden 2-3 Jahren zu Entwicklungen kommen kann, die zu einer verspäteten Rückzahlung führen, ist ein inhärentes Risiko dieser Anlageform, das weder im Vorfeld geprüft noch verhindert werden kann.

Eines ist immer sicher: Solange Projekte in der Verzögerung sind, hat der Immobilienentwickler selbst weder sein Kapital zurück erhalten noch einen Gewinn gemacht. Er hat in der Phase 2-3 Jahre an einem Projekt gearbeitet und noch nichts verdient. Erst nachdem ein Projekt zurückbezahlt wurde, erwirtschaftet der Immoblienentwickler seine Gewinne – und das ist sein Ziel.

Sollten Sie also bald verspätete Rückzahlungen erhalten, freuen wir uns über eine Neubewertung.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team von dagobertinvest

Erfahrungsbericht zu dagobertinvest von Kottke
Diese neutrale Bewertung zu dagobertinvest wurde uns am 03.11.2021 vom Nutzer Kottke übermittelt.
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