Finanzblogger lassen die Hosen runter - Teil 3: Monika (Klunkerchen)

18.10.2017 - Stefan Erlich - 0 Kommentare

Finanzblogger lassen die Hosen runter - Monika vom Finanzblog Klunkerchen

Als Vorbereitung für das von uns unterstützte comdirect Finanzbarcamp (10.11.2017 in Hamburg) geben wir alle zwei Wochen einem oder einer Finanzbloggerin die Möglichkeit, bei uns die Hosen runterzulassen. Damit das Ganze auch jugendfrei bleibt, zeigen diese nur ihr Vermögensportfolio und beantworten die ein oder andere kritische Frage der Kritische-Anleger-Redaktion. In dieser Ausgabe spricht Monika vom Finanzblog Klunkerchen über ihr stolzes Vermögen. Sie ist finanziell frei und erklärt, wie Sie es mit Immobilien dahin geschafft hat.

Bevor wir Monika im Interview einige Fragen zu ihrem Portfolio stellen, sei an dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf das comdirect Finanzbarcamp 2017 erlaubt, das wir dieses Jahr erstmals unterstützen. Keine Lust auf Barcamps? Dann geht es hier direkt zum Inteview

comdirect Finanzbarcamp 2017

Das comdirect Finanzbarcamp 2017

Wir unterstützen das comdirect Finanzbarcamp 2017, das am 10.11.2017 in Hamburg stattfinden wird. Dabei kommen Privatanleger, Finanzblogger und Experten zusammen, um im Rahmen von spontan organisierten Sessions über verschiedene Themen und Aspekte der Geldanlage zu diskutieren. Jeder kann mitmachen, ein Thema vorschlagen, mitdiskutieren oder einfach nur zuhören.
Das Vermögensportfolio von Monika (
Stefan ErlichHallo Monika, lieben Dank erst einmal, dass du unseren Lesern dein Portfolio präsentierst. Wenn man sich die Zahlen anschaut, fällt sofort auf, dass du einen sehr hohen Anteil (über 80 %) an Immobilien im Portfolio hälst. Kannst du kurz erläutern, warum und wie du zum Thema Immobilien gekommen bist?

Monika: Das war sehr, sehr zufällig und eigentlich kurios. Ich war damals gerade mit dem Studium fertig und habe mit Freunden überlegt, wie wir leben wollen. Dabei stand gemeinsames Leben im Vordergrund, einige wollten eine Kommune, einige wollten einfach ein gemeinsames Objekt mit vielen Wohnungen. Richtig konkret wurde es nicht. Aber ich habe über diesen Weg einen Architekten kennengelernt und der wollte unbedingt was kaufen. Ziemlich zeitgleich habe ich mir auch Eigentumswohnungen als Plan B angeschaut. Damals lag der Zins für Kredite bei etwa 6,5 %, entsprechend hoch waren die Raten. Um zumindest mehr Sicherheiten mitzubringen, habe ich meinen Vater gefragt, ob er für einen bestimmten Betrag bürgen würde. Fand er blöd. Aber er sagte mir zu, dass er mir mein Erbe schon mit warmen Händen geben würde.

Nun war ich plötzlich die Frau mit zumindest etwas Eigenkapital und mein Architekt ließ mich nicht vom Haken. Laufend musste ich mir neue Mietshäuser anschauen, aus denen man perspektivisch Räume für gemeinsames Wohnen schaffen konnte. Um die Hürde zu erhöhen, habe ich verkündet, das Haus müsse in fußläufiger Entfernung zum ICE Bahnhof liegen. Ich fahre einfach gerne Zug und fand das praktisch. Wir wollten immerhin selbst einziehen. Tatsächlich fand sich ein solches Objekt und ich mache das jetzt mal kurz: Ich habe mit 28 auf einen Schlag 5 Eigentumswohnungen gekauft. Neben dem real vorhandenen Eigenkapital haben wir gleich beim Kauf das unausgebaute Dachgeschoss weiter verkauft. So hatten wir in jungen Jahren genügend Eigenkapital für ein ganzes Mietshaus. Inzwischen habe ich 2 Wohnungen wieder verkauft. Dafür sind die anderen gerade in den letzten Jahren massiv im Preis gestiegen, auch dank der guten Lage.

Damals mit 28 habe ich mich wenig um alternative und vielleicht bessere Anlageformen geschert. Ich hatte viel zu wenig Geldbildung, um vergleichen zu können. Es war nur die Entscheidung, Haus kaufen oder nicht. Erst später habe ich mich mit anderen Geldanlageformen beschäftigt und damit auch die einen oder anderen Fehler und auf der anderen Seite Gewinne gemacht. Dennoch bin ich auch der Immobilie immer wieder treu geblieben und habe insbesondere für den Selbstgebrauch noch mein Haus und ein kleines Büro und einen Yogaraum erworben.

Grundsätzlich bin ich mit der Wertentwicklung meines Immobilienportfolios ganz zufrieden, auch wenn ich vor drei Jahren das erste Mal eine Wohnung verkauft habe, ohne das Geld konkret für etwas anderes zu brauchen. Eigentlich haben mich nur die Mieter genervt und ich hatte keine Lust mehr, meine Lebenszeit mit kleinteiligen Streitigkeiten zu verbringen. Insgesamt war ich dann doch sehr erstaunt und erfreut, wie viel ich mit dem Verkauf erzielen konnte. Es kann sein, dass ich das in naher Zukunft nochmal wiederhole. Exakt entschieden bin ich aber noch nicht.

Stefan ErlichErstaunlich finde ich auch, dass die größte Position außerhalb des Immobilien-Bereichs mit 5,67 % die Einzelaktien sind. Ich frage in diesem Kontext dann immer, wie das kommt, denn eigentlich raten die Finanzwissenschaften ja eher von Einzelaktien ab. Wie rechtfertigst du diese Position für dich und wie wählst du die einzelnen Unternehmen aus?

Monika: Das hat zwei Hintergründe. Zum ersten habe ich fast zeitgleich größere Positionen in Einzelaktien und in ETFs finanziert. Erstere laufen fast alle viel besser. Klar, sie sind beispielsweise beim BREXIT auch besser in den Keller gelaufen – aber bisher eben auch wieder hinaus. Manchmal sichere ich Positionen mit Stopp-Loss ab, einfach weil ich weiß, dass ich im entscheidenden Augenblick nicht händisch verkaufe. Natürlich habe ich mich da auch schon über ausgelöste Verkäufe geärgert. Das kommt vor.

Ein weiterer Grund liegt in der Auswahl der Unternehmen. Ich suche mir gerne Unternehmen aus, die wahlweise spannende Produkte herstellen oder die Welt ein bisschen besser machen. Diese Auswahl lässt sich in ETFs selten bis gar nicht abbilden. Ich muss dann immer Kompromisse machen. So habe ich bei Einzelaktien relativ viel Geld in erneuerbare Energien angelegt. Die Durchschnittsrendite ist hier sicherlich niedriger, aber für mich ist Rendite nicht alles. Ich möchte mein Geld für mich auch sinnvoll anlegen.

Insgesamt betrachte ich mich bei meinem Aktiendepot allerdings auch noch sehr als Lernende. Das Immobiliengeschäft verstehe ich inzwischen ganz gut. Der Wechsel zu anderen Formen der Kapitalanlage ist für mich noch sehr neu und ich vergleiche laufend sehr kritisch, mit welcher Anlageform ich mich am wohlsten fühle. Dieses Wohlfühlgefühl ist definitiv eine Mischung aus Rendite, gut schlafen und dem Gefühl, mit dem Geld nichts allzu schlechtes in der Welt zu fördern.

Stefan ErlichWas mich auch noch interessieren würde ist, wie du zum Thema Crowdinvesting stehst, schließlich ist der Bereich ja recht umstritten. Nach welchen Kriterien wählst du die Plattformen und Projekte aus? Möchtest du dich hier längerfristig engagieren?

Monika: Unter Crowdinvesting habe ich auch wieder meine Anlagen in erneuerbare Energien mit Hilfe von nachrangigen Darlehen gefasst. Manchmal gebe ich größere Geldbeträge in ein Vorhaben. Dann ist das Risiko aber auch einfach ziemlich groß. Deshalb gefallen mir Plattformen wie bettervest, in denen ich kleinere Beträge investieren kann, immer besser. Wenn da mal was ausfällt, na da kann ich mich kurz ärgern, aber wirklich schlimm ist das nicht. Ganz davon abgesehen, dass dies im Bereich der Erneuerbaren noch nicht vorgekommen ist.

Bei Companisto habe ich eine Insolvenz mitmachen müssen. Das ist ärgerlich, zumal die Insolvenz nicht durch ein falsches Produkt oder falsche Zahlen herbeigeführt wurde, sondern durch Streitigkeiten zwischen dem neu eingestellten Geschäftsführer und den Gesellschaftern. Ein Ereignis, das immer vorkommen kann, aber für die Investorin schwer vorhersehbar ist. Seitdem bin ich bei Start-Ups sehr viel kritischer.

Stefan ErlichWelche Pläne hast du für die Zukunft? Möchtest du in den kommenden Monaten und Jahren vielleicht etwas an deinem Portfolio ändern?

Monika: Ein bisschen bestimmen das meine Mieter. Ich habe für mich irgendwann entschieden, dass ich in Zukunft keine Lust mehr habe, mich mit diesen unangemessen rumschlagen zu müssen. Sprich, wenn ich es als zu anstrengend empfinde, werde ich wieder in einen Verkaufsprozess einsteigen. Ohne Not bringe ich die Energie aber nicht so richtig auf. Mal schauen, ob und wie sich das ändert.

Eigentlich möchte ich im Alter keine Immobilien mehr haben. Natürlich schwanken diese im Wert weniger. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir nicht täglich eine Wertermittlung wie bei Aktien und Fonds zur Verfügung haben. Für mich ist aber die Auseinandersetzung mit Menschen anstrengender als ein rotes Depot. Von daher plane ich perspektivisch umzuschichten. Raus aus den Immobilien, wahrscheinlich dann auch mehr in ETFs. Denn wenn mein Aktiendepot einen höheren Anteil am Gesamtportfolio hat, dann will ich es wahrscheinlich auch ein bisschen sicherer haben.

Stefan ErlichZum Schluss hätte ich gern noch ein paar Tipps von dir, wie sich unsere Leser an den Aufbau eines Vermögensportfolios wie deinem machen können. Wie würdest du heute anfangen, wenn du noch einmal starten müsstest? Was sollte man unbedingt vermeiden?

Monika: Ganz schwierige Frage. Einfach weil sich die Zeiten geändert haben. Ich würde heute nicht unbedingt zum Immobilienerwerb raten. Vor 20 Jahren wollte keiner Immobilien kaufen. Wir hatten damals die kuriose Situation, dass die Bank uns nur eine Million ohne Bürgen leihen wollte. Wir brauchten aber 1,1 Mio. DM, um das Haus zu finanzieren. Wer hat letztlich für die fehlenden 100.000 DM gebürgt? Der Verkäufer! Weil er froh war, endlich einen Käufer zu haben und er auswandern konnte. Das ist heute so gut wie nicht vorstellbar. Wahrscheinlich ist mein Weg daher heute nicht mehr so machbar.

Wenn man es auf heute übersetzt, kann man nur dazu raten, mutig zu sein und Chancen in den Bereichen zu suchen, in denen sonst keiner eine Chance sieht. Allerdings kann ich gerade auch nicht sagen, welche das sind. Zumal es auch hätte schiefgehen können. Ich weiß zwar auch nicht genau wie, aber ich habe mir in vielen schlaflosen Nächten alles möglich unwahrscheinliche ausgemalt. Ein großer Vorteil lag für mich in jungen Jahren auch darin, dass ich trotz aller Sorgen das Haus nicht so ohne weiteres verkaufen konnte. So bin ich dabei geblieben und habe auch so oft ich konnte Sondertilgungen vorgenommen. Das ist bei anderen Geldanlagen natürlich schwieriger, weil das Geld leichter verfügbar ist. Aber dranbleiben ist sicherlich ein Ratschlag, den ich gerne mitgebe.

Ich könnte jetzt hier noch zahlreiche Tipps zum Aufbau von Vermögen geben, die weniger im Anlagebereich, als im Ansammeln von Kapital liegen. Also Tugenden wie Sparsamkeit, einen Blick für Gelegenheiten, bei denen man Geld verdienen kann und Freude daran, den eigenen Geldberg zu optimieren. Aber dazu gibt es auch einfach reichlich Tipps, deshalb will ich hier die Leserin und den Leser nicht mit Allgemeinplätzen langweilen.

Als ich selbst mit 45 realisiert habe, dass ich nicht mehr für Geld arbeiten muss, habe ich meine Geschichte im Buch Finanziell frei aufgeschrieben. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass ich in vielen sehr kleinen Schritten immer wieder an meinem Vermögensaufbau gearbeitet habe - oft unbewusst oder so nebenbei. In der Summe hat es sich ausgezahlt. Vielleicht war auch der zentrale Start, dass ich damals 1986 mit 18 Jahren ausgerechnet habe, wie viel Geld ich brauche, um mit 40 nicht mehr arbeiten zu gehen. Und irgendwie daran geglaubt habe, dass das klappen kann - dass es eine Option ist. Heute machen das viele. Damals habe ich aber keinen anderen Menschen gekannt, der das gemacht hat - schon gar keine Frau.

Über Monika und den Finanzblog "Klunkerchen"

Monika ist seit vier Jahren finanziell frei. Ihre Einnahmen aus der Vermietung mehrerer Wohnungen und den Erträgen verschiedener Geldanlagen decken mittlerweile ihre Lebenshaltungskosten. Ihre Geschichte hat sie im Buch Finanziell frei aufgeschrieben und bloggt bei Klunkerchen, um ihre Erfahrungen zu teilen. Zu den ihrer Meinung nach besten Artikeln gehören: Wieviel passives Einkommen braucht man wirklich? und 10.000 € Verlust mit Immobilien und Aktien – es fühlt sich unterschiedlich an.
Zum Blog Klunkerchen

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