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Kritische Betrachtung der Inflationstreiber und wirtschaftlichen Maßnahmen

Kritische Betrachtung der Inflationstreiber und wirtschaftlichen Maßnahmen

Registriertes Community-MitgliedGerhard am 15.07.2023

Erst mal vielen Dank für den interessanten Artikel.
Aus meiner laienhaften Sicht möchte ich noch ein paar Anmerkungen machen:
- M.E.wäre eine Inflationsrate 0 das Ideale, also dauerhafte Preisstabilität (vielleicht mit Schwankungen von +- 2%). Gilt übrigens auch fürs globale Wirtschaftswachstum. Stagnation auf dem derzeit hohen Niveau würde ich begrüßen. Wohin soll es denn immer noch weiter hin gehen?
- Die Null-Inflation war den Zentralbanken (FED, EZB, u. a.) ein Dorn im Auge, zu viel "Deflationsgefahr". Deshalb haben sie den Kapitalmarkt mit ihrer Null- bzw. sogar Negativzinspolitik auf den Kopf gestellt und heftigste Turbulenzen ausgelöst. U.a. hemmungslose Staats- und auch private Schuldenaufnahmen, denn "Schulden kosten ja nix". Ein kapitaler Fehler, dessen Folgen jetzt (und in weiter Zukunft) auch zur Inflation beitragen.
- Die Energiepreis-Erhöhungen waren m.E. die Haupttreiber der aktuellen Inflation. Hier wurde aber in den Medien massiv übertrieben und Angst geschürt. Nach manchen Berichten vom Sommer 2022 müssten wir jetzt alle schon erfroren sein. Es gab auch etliche Trittbrettfahrer, allen voran das Mineralöl-Kartell, das die Preise an den Tankstellen synchronisiert nach oben zog, ohne dass es immer handfeste Gründe dafür gab. Auch die Energieversorger haben es verstanden, ihre gestiegenen Kosten überproportional an die Kunden weiterzugeben, bzw. Staatshilfen (= Steuergelder) abzugreifen.
- Dann die Gewerkschaften: Mit utopischen Forderungen von 15% mehr Lohn heizen sie selbst die "Lohn-Preis-Spirale" kräftig an. Checken sie's nicht, dass ein Arbeitgeber, dessen Personalkosten plötzlich um 15% steigen, auch seine Produkte und Dienstleistungen um (mindestens) 15% verteuert? Wenn dann z.B. Bahnfahren 20% teurer wird, ist der Aufschrei groß - und die Inflationsrate steigt munter weiter. Hier wäre dringend Mäßigung angesagt!
- Aufrechnung von Zinserträgen gegen die Inflationsrate: Wenn ich z.B. lese "Bei der jetzigen Inflationsrate von 6% machen Sie selbst beim besten Tagesgeld (3%) 3% Verlust", so ist mir das zu einfach gedacht. Solange ich mein Geld nicht ausgebe, interessiert mich die aktuelle Inflationsrate gar nicht. Und wer sagt denn, dass ich für mein Geld in 5 Jahren nicht wieder deutlich mehr bekommen sollte als gerade jetzt. Die Immobilienpreise z.B. stagnieren bzw. sind (sogar in München!) leicht rückläufig. Wer's abwarten kann, warte noch ein paar Jahre!
- Letzter Punkt: Die nominale Inflationsrate trifft ja nicht auf jeden in gleicher Weise zu. Ok, um die höheren Energiepreise kommt keiner rum (obwohl's auch da schon wieder günstigere Wechselangebote gibt), bei den Lebensmittelpreisen braucht man natürlich auch eine Grundversorgung, aber die Bandbreite, was man sich in den Einkaufswagen legt, ist groß. Bei allem anderen kann jeder frei entscheiden, ob und was er zu welchem Preis kaufen will. Ich behaupte mal (ohne es nachgerechnet zu haben), dass meine aktuelle persönliche Mehrbelastung deutlich unter der Inflationsrate liegt.
So, wer's bis hierher geschafft hat, dem zolle ich Respekt und sage: Danke für's lesen!

Mitglied der RedaktionStefan Erlich am 15.07.2023

Habs geschafft :-) Danke für den Respekt UND deinen Kommentar :-)

Registriertes Community-MitgliedAnna am 16.07.2023

Mein ganz herzliches Dank für Ihren sehr guten und ausführlichen Kommentar - genauso gut wie Artikel selbst!;-)

Mitglied der RedaktionDavid Stahmann am 16.07.2023

Auch von mir "Danke" für die Arbeit mit diesem Kommentar und den Respekt fürs Durchlesen nehme ich auch gerne ;) Und ja, alles sehr gute Ergänzungen, die zeigen, wie komplex dieses Inflationsthema ist. Sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene; aus gesamtgesellschaftlicher Sicht sowie aus Sicht des Einzelnen.