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Sorgen eines Festgeldanlegers in der aktuellen Finanzkrise

Sorgen eines Festgeldanlegers in der aktuellen Finanzkrise

Anonymer PosterSparen-hanno (Gast) am 02.04.2020

Hallo Leute als landjähriger Festgeldanleger bei verschiedenen Banken muß ich mirjetzt in der Kriese Sorgen bez. des Guthabens machen ? M.f.G. H.H.Arnolds

Mitglied der RedaktionStefan Erlich am 02.04.2020

Ich würde an Ihrer Stelle nicht in Panik verfallen. Im Moment ist ja auch alles noch so unübersichtlich. In Zeiten von Unsicherheit ist die beste Maßnahme letztlich die Diversifikation, also nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Das schützt nie komplett vor Verlusten, aber in den heutigen Zeiten muss man einfach mit Problemen an unterschiedlichsten Stellen rechnen. Der Staat ist stark, aber er kann letztlich auch nicht überall alles retten.

Anonymer PosterDirkt (Gast) am 11.05.2020

Ein sehr guter, sachlicher und fachlich fundierter Artikel.
Was noch fehlt ist eine Aktualisierung auf der Webseite in Bezug auf den Sicherheitsaspekt der einzelnen Banken.
Beispiele:
1) Brabank vergibt unbesicherte(?) Konsumentenkredite und wird coronabedingt vermutlich hohe Kreditausfälle haben. Der Börsenkurs der Brabank Aktie ist in einem 1 Jahr um über 80% eingebrochen. Die auf Ihrer Webseite genannte „Deckungsquote Bank: 784,97 % (exzellent)“ dürfte daher nicht mehr aktuell sein.
2) Renault-Bank: das Geschäft mit Autokrediten wird wohl massiv eingebrochen sein
3) Südtiroler Sparkasse: wieviel kann man der ital. Einlagensicherung noch zutrauen?

Mitglied der RedaktionStefan Erlich am 11.05.2020

Ihre Hinweise stimmen einerseits und klingen auf den ersten Blick logisch. Wenn ich aber auf meine letzten 9 Jahre im Finanzbereich zurückschaue, so ist eine meiner großen Lehren, dass solch vermeintlich schlüssige Analysen im Endeffekt nicht viel wert sind. Das hat zum einen mit der mangelnden Datenlage zu tun (sowohl hinsichtlich der Art und Menge als auch des zeitlichen Verzugs der Veröffentlichung), zum anderen aber auch mit der Komplexität der Zusammenhänge. Wir Menschen neigen im wirtschaftlichen Kontext dazu, lineare Zusammenhänge anzunehmen (Wert x ändert sich, wodurch sich y proportional dazu ändert), obwohl es sich bei unserem Wirtschafts- und Finanzsystem um ein hochdynamisches, nicht-lineares und von vielen verschiedenen Variablen abhängiges System handelt, das wiederum aus vielen kleinen ebenso höchst dynamischen Subsystemen besteht.

Aus einem Konsumkreditegeschäft und einem stark gesunkenen Börsenkurs auf eine baldige Pleite zu schließen, mag auf den ersten Blick logisch klingen, ist aber eine viel zu einfache Darstellung der Realität. Man schaue sich nur die Korrelationen zwischen Ratings und Insolvenzen der großen Ratingagenturen an, die (entgegen der landläufigen Meinung) erschreckend schlecht sind. Wenn selbst die großen Ratingagenturen es nicht hinbekommen, die Sicherheit von Banken zuverlässig vorherzusagen, wie sollen wir das dann machen, insbesondere mit so einfachen Ursache-Wirkungs-Annahmen?

Das Gleiche gilt übrigens für die Renault Bank. Ja, das Autokreditgeschäft mag eingebrochen sein, aber das heißt ja nicht, dass die Bank bald pleitegeht! Zinsen- und Tilgungen laufen ja weiter und aktuell weiß kein Mensch, wie viele dieser Kredite tatsächlich ausfallen werden.

Auch bei der Südtiroler Sparkasse gilt mein Ansatz: Rein auf dem Papier hat der italienische Fonds sogar doppelt so viel Schlagkraft wie der deutsche! Am Ende ist es aber nicht die finanzielle Schlagkraft die zählt, sondern der politische Wille und da hängt vieles an den komplexen Beziehungen der Italiener zu Deutschland und de EU. Vielleicht heißt es am Ende ja: EU-Bonds nur gegen zahlende Einlagensicherung. Würden Sie eine Prognose wagen? Ich nicht!

Lange Rede, kurzer Sinn: Begehen Sie nicht die gleichen Fehler der zahlreichen Aktieninvestoren, die auf Basis einfacher Wirkungszusammenhänge in Einzelaktien investieren. Das geht erfahrungsgemäß fast immer schief. Die Welt ist nicht so einfach wie wir uns das vorstellen. Aus meiner Sicht sollten wir uns mehr an der Natur orientieren, die es (wie in einem meiner letzten Newsletter geschrieben) nie wagt, den Erfolg einer einzelnen Spezies vorherrzusagen. Vielmehr baut sie Mischwälder und setzt darauf, dass ein Großteil davon überlebt.

Im Übrigen sagt die Deckungsquote aus, wie viel Prozent der Einlagen der Bank durch die Gelder der Einlagensicherung sofort und ohne Unterstützung der Politik entschädigt werden könnten. Ein gesunkener Aktienkurs oder der Ausfall von Krediten hat auf diese Zahl zunächst einmal keinen Einfluss. Ändern würde sie sich nur, wenn die Bank mehr Einlagen einsammeln bzw. Kunden ihre Gelder abziehen oder die Einlagensicherung plötzlich mehr/weniger Gleder zur Verfügung hat.

Mit besten Grüßen, Stefan Erlich