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Unterschied zwischen effektivem und nominalem Zinssatz bei Festgeld.

Unterschied zwischen effektivem und nominalem Zinssatz bei Festgeld.

Anonymer PosterBayern (Gast) am 10.08.2023

Was ist der Unterschied bei einem Festgeld zwischen "Zinssatz effektiv 3,92 % p.a." und " Zinssatz nominal
4,00 % p.a." bei einer zweijährigen Anlage? Wodurch entsteht der Unterschied?

Star der CommunitySpooky78 am 10.08.2023

Ich nehme mal an, es handelt sich hierbei um das aktuelle Festgeldangebot der Aareal Bank für 2 Jahre auf WeltSparen. Dazu muss man wissen, dass die Aareal Bank (und übrigens auch einige andere Banken auf WeltSparen) eine sehr eigenwillige Definition des Begriffs "effektiv" vertritt. Prinzipiell müssten effektiver und nominaler Zinssatz ja identisch sein, da die Ausschüttung jährlich erfolgt und keine Kosten anfallen. Die Aareal Bank geht bei ihrer Effektivzins-Berechnung jedoch von einer fiktiven automatischen Wiederanlage der Zinsen aus, die aber eigentlich nicht der Normalfall ist. Bei einer solchen Wiederanlage wäre der effektive Zinssatz aufgrund des Zinseszinseffektes normalerweise höher als der Nominalzinssatz. Die Aareal Bank rechnet aber genau umgekehrt, d.h. sie addiert die tatsächlich gezahlten Zinsen der 2 Jahre zum ursprünglichen Anlagebetrag und zinst diese Summe auf den ursprünglichen Anlagebetrag ab. Der dabei zugrunde gelegte Abzinsungssatz wird von der Aareal Bank dann als Effektivzins ausgewiesen.

Bei einer Anlagensumme von 10.000 EUR sieht die Rechnung wie folgt aus:
Ausgeschüttete Zinsen = Anlagebetrag x Nominalzins x 2 Jahre = 10.000 EUR x 4 % x 2 = 800 EUR
Rückzahlungsbetrag = Anlagebetrag + Zinsen = 10.800 EUR

Der Rückzahlungsbetrag wird schließlich über den Anlagezeitraum von 2 Jahren unter Umstellung der folgenden Formel abgezinst:

Barwert (Anlagebetrag) = Ursprungswert (Rückzahlungsbetrag) x Abzinsungsfaktor (1 / (1+r)^n)
wobei: 
r = (Effektiv-)Zinssatz
n = Laufzeit (2 Jahre)

Man teilt also den Anlagebetrag durch den Rückzahlungsbetrag, nimmt davon den Kehrwert (1/x), zieht die 2. Wurzel (wg. 2 Jahre Laufzeit), subtrahiert 1 und erhält schließlich den Effektivzinssatz von 3,92 %.

Im Klartext bedeutet das dann aus Sicht der Aareal Bank: Wenn man 10.000 EUR bei einem Zinssatz von 3,92 % mit automatischer Wiederanlage (Zinseszins) über 2 Jahre anlegen würde, käme man auf den tatsächlichen Rückzahlungsbetrag von 10.800 EUR.

In Wirklichkeit findet aber gar keine automatische Wiederanlage statt, weil die Zinsen ja jedes Jahr ausgeschüttet werden. Die ganze Rechnung widerspricht somit der eigentlichen Bedeutung des Wortes "effektiv" i.S.v. "tatsächlich, wirksam, real". Warum man das eigene Angebot dadurch schlechter erscheinen lässt, als es wirklich ist, erschließt sich mir nicht. Den "effektiv" bekommt man ja jedes Jahr 4 % Zinsen auf die Einlage.

Besonders engagiertes MitgliedS.G. am 10.08.2023

Das ist in der Tat merkwürdig, ich kannte die Rechnung nur anders herum (dass z.B. beim Tagesgeld bei monatlicher Zinszahlung der "effektive" Zinssatz besser ist als der "nominale", der auf jährlicher Zinszahlung basiert).

Es gibt übrigens durchaus Banken, die beim Festgeld Zinsen erst am Ende der Gesamtlaufzeit auszahlen, dann aber mit Zinseszins basierend auf jährlicher Zinsberechnung. Jedenfalls bei der PBB kann man das auswählen (und bekommt damit einen "effektiven" Zinssatz von z.B. 5,x% statt 4,25% auf 10 Jahre, wenn ich mich nicht verrechnet habe). Ob das am Ende wirklich so klappt und die Zinszahlung wirklich erst am Ende steuerwirksam erfolgt, mal schauen.

Star der CommunitySpooky78 am 10.08.2023

Was die Verzinsung angeht, sollte das bei der pbb in der beschriebenen Weise funktionieren. Interessant ist in der Tat, ob man dann die Zinsen tatsächlich erst nach 10 Jahre, wenn sie tatsächlich ausbezahlt werden, versteuern muss oder ober da, wie z.B. bei Investmentfonds, eine jährliche Vorabversteuerung der angenommenen Zinsen erfolgt. Letzteres würde mich aber wundern, da man ja schließlich auch, anders als bei Fonds, nicht früher an das Geld kommen kann, wenn man denn möchte.

Mitglied der RedaktionStefan Erlich am 10.08.2023

Danke @Spooky78 für die exzellente Antwort und Erklärung :-) Da schäm ich mich ein wenig, weil ich scheinbar noch nicht mal die Frage richtig gelesen habe :-( ... Hab daher meine Antwort direkt mal gelöscht :D ... Sorry sorry sorry ... nächstes Mal lese ich zuerst ordentlich und antworte erst dann :-) VG, Stefan

Besonders engagiertes MitgliedB.A.M. am 10.08.2023

Jetzt weiß ich wenigstens dass Spooky78 kein Redaktionsmitglied ist, wovon ich immer ausgegangen bin, bei der Qualität an Antworten und Beiträgen im Forum.…
Danke für den Einsatz und weiter so, Spooky78!

Star der CommunitySpooky78 am 10.08.2023

Habe gerade noch mal auf der pbb-Homepage nachgeschaut: 

"Bei Festgeldkonten zahlen wir in der Regel die Zinsen am Ende der Laufzeit auf Ihr Tagesgeldkonto bei pbb direkt aus. Bei Laufzeiten von zwei, drei, fünf und zehn Jahren können Sie zwischen zwei Arten der Zinsauszahlung wählen:
- Jährliche Zinsauszahlung: Die Zinsen werden jährlich auf Ihrem Tagesgeldkonto gutgeschrieben.
- Zinsthesaurierung: Die Auszahlung erfolgt am Ende der Laufzeit. Die Zinsen werden damit auch erst zum Ende der Laufzeit auf Ihrem Kontoauszug ausgewiesen und dann steuerpflichtig."

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass diese Information stimmt. Dann wäre das im Sinne der Steueroptimierung tatsächlich eine sehr interessante Anlage mit eine effektiven Rendite von 5,16 % p.a., für die man auch erst nach 10 Jahren Steuern zahlen muss, wenn man vielleicht schon in Rente ist oder sonstige Steuervorteile nutzen kann. Das muss man mit einem thesaurierenden Fonds oder ETF erst einmal schaffen.

Besonders engagiertes MitgliedS.G. am 10.08.2023

Yep. Wir nutzen das als simples Zinsdifferenzgeschäft - Baukreditrate zu 0,54% Zinsen maximal runter, stattdessen Festgeld zu 5,16% vor Steuer, das lohnt sich schon, selbst wenn man es dann noch voll versteuern muss. Klar, es gibt eine fixe Rendite und anders als bei Aktien/ETFs keine Chance auf mehr. Andererseits aber auch eine feste, sichere Rendite und quasi kein Verlustrisiko.