Rente selbst gebaut: Auszahlpläne und Tagesgeld-Verzehr

20.07.2015 -- 0 Kommentare

Wer am Ende seines Berufslebens steht oder eine Lebensversicherung ausgezahlt bekommt, dem stellt sich die Frage, wie er aus dem angesparten Kapital eine monatliche Zahlung generiert, die idealerweise bis ans Lebensende reicht. Dafür gibt es drei grundlegende Strategien:

  1. Einzahlung in eine Sofortrente/ein Versicherungsprodukt (reicht bis ans Lebensende)
  2. Auszahlplan auf Fondsbasis (reicht bis das Geld aufgezehrt ist)
  3. Auszahlplan (reicht bis das Geld aufgezehrt ist)

Die bequeme Sofortrente ist vielen bekannt. Sie zahlen Ihr Kapital ein und bekommen eine monatliche Rente bis ans Lebensende. Hier sind Finanzvertriebe unterwegs, Ihnen, motiviert durch hohe Abschlussprovisionen, eine komfortable Lösung zu verkaufen. Aber Vorsicht: Hohe Kosten bei Abschluss und Verwaltung, ein geringer Garantiezins und ein renditeschwaches Anlageportfolio sind ernüchternd. Zudem bleibt bei Tod häufig noch Kapital übrig, das in der Regel nicht vererbt werden kann. Die Versicherer rechnen zwar konservativ, aber zu Ihren Lasten. Die monatliche Rente ist eher gering, wird allerdings in jedem Fall lebenslang gezahlt.

Eine andere interessante Alternative ist die Umkehrung eines Fondssparplans – der Auszahlplan auf Fondsbasis. Hier wird Geld in Fonds investiert. Monatlich werden dabei zu einem festen Betrag Fonds-Anteile verkauft, bis das Fondsvermögen aufgezehrt ist. Aber auch hier gibt es Fallstricke: Achten Sie auf Depot- sowie laufende Fonds-Kosten und mögliche Ausgabeaufschläge, die Ihre Rendite verzehren.

Eigentlich eignen sich für dieses Anlagekonstrukt vor allem konservative Rentenfonds, die bei geringen Schwankungen und geringem Risiko zwar niedrige, aber immerhin relativ konstante Renditen liefern. In der Praxis werden jedoch leider oft nur teure aktive Fonds eingesetzt, die mit hohen Kosten beim Verkauf der Anteile verbunden sind. Oftmals liegt die Rendite bei konservativen Fonds daher nach Kosten nur auf dem Niveau von Tagesgeldkonten. Besser eignen sich ETF-Auszahlpläne (passive Index-Fonds mit geringen Kosten), die jedoch nur von wenigen Banken als Anlagestrategie angeboten werden.

Eine sehr einfache und effektive Variante ist ein Auszahlplan. Hier wird einmalig Kapital mit festem Zins und Laufzeit angelegt - ähnlich wie Festgeld. Innerhalb der Laufzeit wird das Kapital in monatlichen Zahlungen ausgekehrt und auf Ihr Girokonto gezahlt. Das vorbleibende Kapital wird weiter verzinst. Am Laufzeitende ist das Kapital dann aufgezehrt. Bei diesen Produkten fallen keine Abschluss- oder Verwaltungskosten an. Leider gibt es aber mittlerweile kaum noch Auszahlpläne, die bei 6 Jahren Laufzeit höhere Zinsen bieten als ein einfaches Tagesgeldkonto.

Tagesgeld & Depot in Kombination

Was bleibt, ist eine Kombination aus „Tagesgeld-Verzehr“ und einem langfristigen „Kapitalspeicher“. Konkret heißt das, dass die benötigte monatliche Liquidität aus zwei Strömen zusammengesetzt wird:

  1. Laufende Zahlungen aus einem Tagesgeldkonto (Zins ca. 0,80 % bis 1,00 %), und
  2. Regelmäßige Erträge, Zinsen und Dividenden aus einem Investmentdepots (Ertrag ca. 2,50 %).

Bei der Auswahl des Tagesgeldkontos ist darauf zu achten, dass die Auszahlungen kontinuierlich (z. B. monatlich) erfolgen können. Diese Strategie ist wichtig, um diszipliniert über ein festes monatliches Budget zu verfügen. Dabei können die regelmäßigen Überweisungen auf das persönliche Girokonto z. B. über einen Dauerauftrag oder Terminüberweisungen eingerichtet werden. Bei der Auswahl des Tagesgeldkontos ist daher darauf zu achten, dass der Anbieter diese Funktionen unterstützt. Hierfür kommen aktuell z. B. die MoneYou (Terminüberweisungen, 1,05 %), die RaboDirect (Terminüberweisungen, 0,85 %) oder die Consorsbank (Daueraufträge, 0,40 %) infrage.

Zahlungsströme bei einer selbst gebauten Rente mit Tagesgeldkonto und Depot

Das investierte Kapital im Investmentdepot als Mix aus ausschüttungsstarken Anleihen- und Aktienfonds wird nicht verzehrt, zumindest solange nicht, bis das Tagesgeldkonto bzw. der Auszahlplan wieder aufgeladen werden muss. Kontinuierlich fließen Erträge aus Dividenden und Zinsen aus dem Depot auf das zugeordnete Verrechnungskonto. Mit einem Dauerauftrag werden diese Ausschüttungen dann regelmäßig „ab­geräumt“ und auf Ihr Girokonto überwiesen. Dies ist der zweite Zahlungsstrom. Wenn Sie nur die Ausschüttungen verzehren, brauchen Sie keine Anteile verkaufen, verzehren also kein Kapital und haben keine Kosten beim Verkauf. Das investierte Kapital kann sich weiter rentierlich entwickeln.

Wenn alle 5 Jahre das Tagesgeldkonto wieder aufgeladen wird, ergeben sich bei den meisten Anlegern vier 5-Jahres-Abschnitte. Wenn wir einen durchschnittlichen Rentenstart mit 65 unterstellen wird also mit 85 das gesamte Restkapital auf ein Tagesgeldkonto gezahlt. In diesem Lebensabschnitt wird so die Komplexität der Geldanlage und die Risikobereitschaft auf ein Minimum reduziert. Es ergeben sich Phasen mit einem Anlagehorizont von 5, 10, 15 und 20 Jahren. Somit können Sie das Risikoprofil der Anlage entsprechend dosieren. Für den langlaufenden Teil über 20 Jahre kann durchaus mit einer hohen Aktienquote investiert werden. Der 5-Jahres-Horizont muss dagegen entsprechend konservativer geplant werden.

Verteilung des Kapitals über die Zeit und über die verschiedenen Anlageklassen

Wer hier nicht selber aktiv werden möchte, schaltet bei Bedarf einen Honorarberater ein, der den Bauplan für die Auswahl entsprechender Fonds erstellt und die Umschichtung vom Depot auf das Tagesgeld überwacht. Nur ein unabhängiger Honorarberater kann Sie bei der Auswahl der notwendigen Produkte unterstützen, denn nur er hat die Freiheit, Ihnen kostengünstige und vor allem provisionsfreie Produkte zu empfehlen. Sollten Sie bei der Umsetzung der hier beschriebenen Strategie Unterstützung benötigen, können Sie sich gern an mich wenden.

Mein Fazit

Sollte sich das Zinsniveau nachhaltig erholen, kann bei der besprochenen Anlagestrategie mit Tagesgeld und Depot jederzeit Kapital vom Tagesgeldkonto in andere Anlagen neu investiert werden. Auch bleiben Sie flexibel, wenn größere Anschaffungen anstehen oder ungeplante Kosten auf Sie zukommen. Wenn das Tagesgeld verzehrt ist, wird es neu „aufgeladen“, indem Fonds aus dem Depot verkauft werden. Gleichzeitig haben Sie eine Strategie, die vor unkontrolliertem Kapitalverzehr schützt.

Diese kombinierte Strategie ist etwas aufwändiger, hat aber enorme Vorteile. So sind die Kosten minimal und Sie haben die Möglichkeit, einen Teil des Kapitals längerfristig mit höherer Risikobereitschaft und höherer Rendite zu investieren. Der sichere, planbare Teil auf dem Tagesgeld liefert dagegen die solide Basis, die Sie ruhig schlafen lässt. Gleichzeitig bleiben Sie flexibel, jederzeit über das Vermögen zu verfügen und können es im Todesfall zu 100 % an Ihre Erben übertragen.

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