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Crowdinvesting am (nächsten) Scheideweg?

15.12.2022 - David Stahmann - 5 Kommentare

Crowdinvesting am (nächsten) Scheideweg?

Im Juli vergangenen Jahres veröffentlichte unser Chefredakteur Stefan ein Video auf unserem YouTube-Kanal, wo er über die 5 Gründe für seinen Ausstieg aus dem Crowdinvesting als persönliche Anlageklasse sprach. Auch ich hatte einmal zu Hochzeiten vor rund 3 Jahren zeitweise mehr als 100 verschiedene Projekte gleichzeitig in meinem persönlichen Crowdinvesting-Portfolio. Seit rund einem Jahr verabschiede ich mich aber aus praktisch den gleichen Gründen ebenfalls von diesem Anlagebereich und warte nur noch das Ende der laufenden Projekte ab.

Nichtsdestotrotz beobachten wir den Markt weiterhin und blicken aktuell mit einer erhöhten Neugier darauf. Denn die aktuellen Verwerfungen durch hohe Inflation, stark steigende (Leit-)Zinsen sowie Material-Lieferengpässe machen auch vor dem Crowdinvesting nicht halt. Das zeigt sich bisher u. a. daran, dass erste Plattformen wie Exporo und dagobertinvest in den vergangenen Wochen ihre Zinsen teils deutlich erhöht haben, um das gestiegene Risiko besser abzubilden. Parallel bemerken wir auch eine weitere Zunahme an Verzögerungen v. a. bei laufenden Immobilienprojekten, was wenig überraschen dürfte.

Wir wären nicht verwundert, wenn diese „Zeitenwende“ den (deutschen) Crowdinvesting-Markt noch einmal deutlich umordnet. In den letzten 2-3 Jahren war bereits eine zunehmende Professionalisierung zu beobachten. Diese zeigte sich v. a. an zwei Kernentwicklungen: Einerseits suchten sich ehemals unabhängige Plattformen wie z. B. Zinsbaustein mit der Dr. Peters Group große strategische Partner oder wurden wie greenXmoney und Zinsland gleich ganz übernommen. Darüber hinaus ging ein weiterer Trend dahin, dass Energieunternehmen (etwa EnBW), Banken (z. B. GLS und Volksbanken) sowie Immobiliengesellschaften (bspw. Engel & Völkers) das Crowdinvesting-Geschäft in die eigenen Hände nehmen, anstatt ihre Projekte bei externen Plattformen listen zu lassen.

Unsere These: Diese Entwicklung dürften sich in den nächsten 1-2 Jahren noch einmal deutlich beschleunigen, sodass sich am Ende wenige Unternehmen, die nicht originär vom Crowdinvesting kommen, den Großteil des ehemals zersplitterten Markts für Schwarmfinanzierungen unter sich aufteilen. Vielleicht noch ergänzt um einige wenige „unabhängige“ Plattformen wie Exporo und ecoligo, die jeweils „König in ihrer Nische“ sind, und Spezialisten wie Companisto. Viele der anderen aktuell noch existierenden Mini-Plattformen im Erneuerbare-Energien- sowie Immobilienbereich dürften aus unserer Sicht hingegen nach und nach verschwinden. Das alles muss übrigens nicht per se eine schlechte Entwicklung sein. Insofern sind wir auf die nächsten Monate gespannt und raten jedem, der sich für das Thema interessiert oder sogar zur Geldanlage nutzt, ebenfalls zur erhöhten Aufmerksamkeit, was da ggf. passiert.

In dem Sinne: "Stay tuned..."

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am 01.05.2023 - 16:14 Uhr Link

Hallo, auch ich habe seit 1 Jahr nicht weiter bei Crowdinvest mein Geld angelegt. Sie schreiben noch recht zurückhaltend über die Entwicklung in diesem Bereich. Ich sehe das erheblich kritischer, weil a) YNTO einen Betrug und somit für mich keinen kleinen Verlust gebracht hat undb) bei Marktführern wie Exporo und Dagobert bereits Insolvenzen bei einigen Projekten laufen. Also überhaupt kein gutes Ergebnis. Vielleicht können Sie da mal recherchieren und berichten. Viele Grüße Bernd

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am 16.12.2022 - 10:19 Uhr Link

Ich habe da immer die Finger von gelassen. Es hat schon seinen Grund, warum professionelle Venture-Capital Investoren (a) eine due diligence machen, bevor sie investieren, und sich nicht auf Hochglanzprospekte der Verkäufer verlassen und (b) sich in der Regel nicht mit für das Risiko eines Nachrangdarlehens vergleichsweise mickrigen Zinssätzen abspeisen lassen, sondern eine Beteiligung kaufen, bei der sie RICHTIG gewinnen, wenn ein Startup wirklich mal das nächste Paypal oder Facebook wird.

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am 15.12.2022 - 17:39 Uhr Link

Hallo miteinander,
zusammengefasst sind meine Erfahrungen Crowdinvesting insbesondere im Immobilienbereich nach gut 5 Jahren eine Katastrophe. Mit der Splittung von kleineren Beträgen auf ca. 50 Projekte steigt leider auch die Wahrscheinlichkeit von mehreren Ausfällen. In diesem Jahr wurden nur die wenigsten Projekte pünktlich zurückgezahlt. Es gab permanente Verzögerungen, auch bei den sog. Platzhirschen (Exporo etc.), 7 Projekte mit Totalausfällen können die anderen gut 40 Projekte halt einfach nicht kompensieren, die Rendite wird am Ende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit negativ(!) ausfallen wenn nicht noch ein Wunder geschieht, und die gibt es bekanntlich selten. Entsprechend habe ich vor 1,5 Jahren Folgeinvestitionen komplett eingestellt. Vom Verwaltungsaufwand ganz zu schweigen. Mein eindeutiges Fazit: Finger weg!!

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am 15.12.2022 - 16:43 Uhr Link

Hallo Herr Stahmann,
Ihre Beobachtungen kann ich nur bestätigen. Nach ca. 160 Projekt - Zeichnungen bin ich seit Herbst 2021 dabei, mich "auszuschleichen".
Nach etlichen Verlusten häufen sich jetzt die Verzögerungen. Ich wäre froh,
wenn sich die Verluste und die Zinseinnahmen auf plus/minus 0 entwickeln würden.
Freundliche Grüße
Siegfried Gollan

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am 15.12.2022 - 13:30 Uhr Link

Sehr geehrte Damen und Herren,Meine Erfahrungen sind eher schlecht, und deshalb geht es mir so wie Ihnen: Abwarten, bis die letzte der 5 Anlagen fällig ist, und Schluß damit:? 2 Anlagen kamen erst gar nicht zum Zug, Kapital wurde zum Glück zurücküberwiesen.? 1 Anlage wurde vorzeitig beendet.? 1 läuft bislang planmäßig.? Und die 5. ist insolvent, aber das wurde von der Anlageplattform nie kommuniziert, habe ich selbst aus dem Internet herausfinden müssen.So kann man keine Anleger gewinnen, sondern nur verschrecken.Freundliche Grüße

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