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„DUMB“: Das neue Akronym für die nächsten Aktien-Superstars!

15.09.2023 - David Stahmann - 9 Kommentare

DUMB: Das neue Akronym für die nächsten Aktien-Superstars!

Als Ende August die sogenannte BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) wieder einmal zusammenkam, musste ich kurz an deren Historie denken. Zur Erinnerung: Ursprünglich ins Leben gerufen wurde das originäre Akronym „BRIC“ bereits 2001 von Jim O’Neill, damals Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs (ein erstmaliges Treffen dieser Staaten unter diesem Begriff fand erst 2006 statt und Südafrika kam erst ab 2010 dazu). Es war seine Idee von den nächsten großen Volkswirtschaften, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten überdurchschnittliches Wachstumspotenzial hätten und bis 2050 die globale Wirtschaft dominieren würden. Dass die Anfangsbuchstaben der Länder (fast) das schöne englische Wort für Ziegelstein ergeben und zudem mit dieser Einschätzung auch für Banken und Investmentfirmen wie eben Goldman Sachs die Gelegenheit geschaffen wurde, entsprechend darauf abzielende Geldanlagemöglichkeiten zu konstruieren und anzubieten, dürfte ein netter „Nebeneffekt“ gewesen sein. Die bisherige Moral dieser Geschichte: Ein Aktien-ETF, der z. B. auf die 50 größten börsengelisteten Unternehmen der originalen BRIC-Staaten setzte, hat sich in den letzten 15 Jahren richtig schlecht entwickelt. Und auch ein Aktien-ETF nur mit Brasilien, Indien und China (also ohne Russland als Klotz) hat sich quasi ebenso schlecht entwickelt in den letzten 15 Jahren. Nur wirklich breite Emerging-Markets-ETFs haben sich einen Tacken besser entwickelt, was wahrscheinlich am Einsatz vieler kleinerer Index-Staaten wie Taiwan, Südkorea, Indonesien oder Mexiko liegen dürfte, die hier beigemischt sind.

Worum es mir hier aber eigentlich geht: Zumindest hütete man sich mit dem BRIC(S)-Begriff als damals neues Modewort u. a. für die Finanzindustrie vor der Empfehlung von konkreten einzelnen Aktien(unternehmen) und setzte lieber auf die Volkswirtschaften als Ganzes und damit etwas marktbreitere Ansätze. Aus reiner Portfolio- und Diversifikationssicht war das ja auch kein grundsätzlich falscher Ansatz und dürfte auch mit den Weg für die heutigen Emerging-Markets-ETFs bereitet haben, die ihren Sinn haben.

Umso weniger Verständnis habe ich allerdings für die (zumindest aus meiner Sicht) Mode der letzten Jahre, verstärkt „gut klingende“ Akronyme für vermeintlich „gut zusammenpassende“ Einzelaktien zu entwickeln und in die (Anlage-)Welt hinauszupusten. Eines der frühesten und gleichzeitig bekanntesten dürfte „FANG“ (englisch für Reißzahn) für Facebook, Amazon, Netflix und Google sein, welches 2013 durch den US-amerikanischen Börsen-Fernsehstar Jim Cramer populär gemacht wurde und die als die absoluten Tech-Giganten „ever“ betrachtet wurden. Seitdem wurden durch die weitere Entwicklung der einzelnen Unternehmen immer wieder Anpassungen des Akronyms durchgeführt. Allerdings meistens erst NACHDEM das jeweilige Unternehmen schon erheblich gewachsen ist: Etwa FAANG (Apple muss mit rein!) oder auch GAFAM (weg mit Netflix, doch her mit Microsoft!). Da bis zur Coronakrise auch drei chinesische Big-Tech-Unternehmen eine höchst beeindruckende Entwicklung ähnlich wie die ersten FANG-Unternehmen gemacht hatten, gab es eine kurze Weile sogar das ganz neu zusammengestellte Akronym „BATMAN“: Baidu, Alibaba, Tencent, Microsoft, Amazon, Netflix (oder aus heutiger Sicht Nvidia). Die drei großen Techriesen Chinas sowie drei der größten Techriesen der USA in einem „Superportfolio“. Auch hier wieder: Die Entwicklungen der einzelnen Unternehmen bis heute divergieren zum Teil erheblich, mal ganz abgesehen von diesem extremen Konzentrationsrisiko. Das gilt auch unabhängig von der bisher äußerst beeindruckend positiven Entwicklung einzelner dieser Aktien.

Aber es gibt noch einige weitere Beispiele:

  • Im März 2020, als die Vorbereitungen für den ersten großen Lockdown liefen, machte ein US-amerikanischer Vermögensverwalter Werbung für die „DAWN-Strategie“, abgeleitet vom „It’s always darkest before the DAWN.” Nach diesem gelte es v. a. auf Domino’s Pizza (Pizza-Lieferdienst), Activision Blizzard (weltgrößter Videospiele-Produzent), Walmart (größte US-Supermarktkette) und Netflix (Streaming-Riese) zu setzen, da diese überproportional von der Situation profitieren dürften.
  • Nur drei Monate später kam auch Goldman Sachs um die Ecke mit einer neuen Idee: Die „GRANOLAS“ (also „Müslis“). Dahinter stehen Aktienunternehmen aus Europa, die aus Sicht der US-Bank noch gewisses Aufwärtspotenzial und relative Stabilität bzw. Sicherheit ggü. hochbewerteten Techunternehmen hätten. Gemeint sind hier GlaxoSmithKline, Roche Holding, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP and Sano?. Wohin die zwei zusätzlichen N-Buchstaben und S-Buchstabe anstelle im Akronym verschwunden sind – geschenkt.
  • Zum Jahreswechsel 2020/21 kam schließlich das schöne neue Akronym „BEACH“ vermehrt in die Medien, wobei zur kleinen Ehrenrettung hier gesagt werden muss, dass statt einzelner Unternehmen bestimmte Branchen hinter den Buchstaben stehen. Nämlich Branchen aus der Reise- und Unterhaltungsindustrie, die unter den Corona-Lockdowns zuvor erheblich gelitten hatten und nun vor dem Revival stünden. Gemeint sind „Bookings“, „Entertainment“, „Airlines“, „Cruise Lines“ und „Hotels“.

Um es abschließend deutlich zu machen: Viele der Gedankengänge, die hinter den jeweiligen Akronymen stecken und warum diese Branche oder jenes Unternehmen zu einer bestimmten Zeit sich besonders gut entwickeln könnten, sind sicherlich nicht falsch oder können berechtigte Annahmen haben. Auch kann ich akzeptieren, dass jede Branche (und damit auch die Finanzbranche) zuweilen klappern muss und sich solche gut klingenden Abkürzungen aus Marketingsicht viel besser eignen als rein beschreibende sterile Portfolionamen wie „Nach-Corona-Reise-und-Freizeit-Industrie-Erholung-Portfolio“. Aber ich halte es mit Blick auf uns Privatanleger sowie unter dem Aspekt „Vertrauenswürdigkeit“ zumindest für fragwürdig, in kurzen zeitlichen Abständen immer wieder neue Kürzel als das neue „Must-Have“ rauszuhauen, hinter denen meist sehr weniger Einzelaktien stecken, die nicht selten ein erhebliches Konzentrationsrisiko aufweisen und zuweilen in ihrer Auswahl etwas zusammengewürfelt wirken (siehe das „Müsli“). Mal ganz abgesehen davon, ob das am Ende immer so gute Investments sind oder waren, wie es anfangs jeweils propagiert wird. Zudem bin ich mir sehr oft nicht sicher, was bei den jeweiligen Urhebern zuerst kam: Das Akronym mit der Auswahl der dahinterstehenden Aktien – oder die Idee, warum diese jetzt der näheren Betrachtung wert seien.

Daher hiermit mein Vorschlag für das nächste Trend-Akronym der Aktienanlagewelt:

„DUMB“, bestehend aus:

  • Danone
  • Unilever
  • Mondelez
  • Barry Callebaut

Die Idee: Vier der größten Lebensmittelproduzenten der Welt in einem Portfolio, denn Essen braucht und will die Welt bei zudem zunehmender Weltbevölkerung immer, egal wie chaotisch die Welt drauf ist. Eine „idiotensichere“ Geldanlage also…

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am 19.09.2023 - 19:58 Uhr Link

Auch Finanzthemen kann man mit viel Humor betrachten, wie uns David hier beweist. Und eigentlich sollten uns die Börsenmakler daher allesamt leid tun, denn es verbrennen noch immer viel zu wenige Bundesbürger erarbeitetes Vermögen und Ersparnisse an der Börse. Offensichtlich funktioniert die Börsenwerbung also noch immer nicht ausreichend, obwohl täglich die Medien massenhaft die Börse als Allheilmittel für mehr Einkommen und für eine bessere Rente bezeichnen und darstellen. Und wer heute in DUMB anlegt, der hat bestimmt in wenigen Monaten monatlich 5000 Euro steuerfrei als Einkommen und braucht nicht mehr jede Woche 38,5 Stunden molochen gehen.
Danke David.

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am 16.09.2023 - 08:36 Uhr Link

DKB wird immer langsamer.
DKB immer langsamer:
Bin seit vielen Jahren Kunde bei der DKB. War früher sehr zufrieden. Vor wenigen Jahren haben sich die Bedingungen, z.B. Zinsen, deutlich verschlechtert.
DKB wird immer noch von Finanztest empfohlen.
Seil längerem liefert nun die DKB die monatlichen Kontoauszüge erst sehr spät. Gegenwärtig mehr als 2 Wochen nach Monatsende! Das ist sehr störend und bei keiner anderen Bank so.

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Redaktion  am 16.09.2023 - 09:54 Uhr Link

Soll ich das vielleicht lieber zum DKB Tagesgeld verschieben :-) Hat leider nicht so viel mit dem Artikel hier zu tun :-)

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am 15.09.2023 - 23:48 Uhr Link

Die Strategie der BRICS-Staaten ist ja sich vom $ als einzige Weltwährung abzuwenden.

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am 15.09.2023 - 10:54 Uhr Link

Ein bestimmter Humor kann ich rauslesen…

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am 15.09.2023 - 16:18 Uhr Link

Wie meinen?

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am 15.09.2023 - 09:22 Uhr Link

Köstlich! ????????

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am 15.09.2023 - 09:24 Uhr Link

(Die Fragezeichen waren eigentlich zwei "Daumen hoch", wurden aber offenbar umgewandelt. Also: Zwei Daumen hoch!)

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am 15.09.2023 - 15:59 Uhr Link

"köstlich" => literally ;)

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