Menü
Tagesgeld 5,00%Festgeld 4,00%ForumDepotsETFs 
Suchen

Finanzblogger lassen die Hosen runter - Teil 4: Lars Wrobbel

06.11.2017 - Stefan Erlich - 0 Kommentare

Finanzblogger lassen die Hosen runter - Lars Wrobbel von Passives Einkommen mit P2P-Krediten

Als Vorbereitung für das von uns unterstützte comdirect Finanzbarcamp (10.11.2017 in Hamburg) geben wir alle zwei Wochen einem oder einer Finanzbloggerin die Möglichkeit, bei uns die Hosen runterzulassen. Damit das Ganze auch jugendfrei bleibt, zeigen diese nur ihr Vermögensportfolio und beantworten die ein oder andere kritische Frage der Kritische-Anleger-Redaktion. In dieser Ausgabe spricht Lars Wrobbel vom Finanzblog Passives Einkommen mit P2P-Krediten über sein Portfolio und seine Erfahrungen mit P2P-Lending.

comdirect Finanzbarcamp 2017

Das comdirect Finanzbarcamp 2017

Wir unterstützen das comdirect Finanzbarcamp 2017, das am 10.11.2017 in Hamburg stattfinden wird. Dabei kommen Privatanleger, Finanzblogger und Experten zusammen, um im Rahmen von spontan organisierten Sessions über verschiedene Themen und Aspekte der Geldanlage zu diskutieren. Jeder kann mitmachen, ein Thema vorschlagen, mitdiskutieren oder einfach nur zuhören. Mittlerweile sind die Tickets allerdings leider schon ausverkauft, weshalb keine weiteren Anmeldungen mehr möglich sind.
Das Vermögensportfolio von Lars Wrobbel (
Stefan ErlichHallo Lars, vielen Dank, dass du für unsere Leser "die Hosen runter lässt". Du bist ja vor allem durch deinen Blog www.passives-einkommen-mit-p2p.de bekannt geworden, auf dem du dich mit Investments in P2P-Kredite beschäftigst. Mit 15 % macht diese Anlageklasse zudem einen vergleichsweise großen Anteil an deinem Portfolio aus. Magst du kurz verraten, was P2P-Kredite genau sind und was Anleger davon erwarten können bzw. was eher nicht? Wie würdest in dem Kontext und auf Basis deiner eigenen Erfahrungen die Frage "Sind P2P-Kredite gute Geldanlagen?" beantworten?

Lars: Hi Stefan und vielen Dank, dass ich Teil der Artikelserie sein darf. P2P-Kredite sind, kurz gesagt und im einfachsten Modell, Kredite von Privat an Privat. Stell dir einfach vor, du brauchst dringend ein Auto und der Bankkredit dauert dir zu lang. Du könntest dein "Projekt" nun auf einer Plattform einstellen und dir dieses durch viele andere Privatpersonen (Privatinvestoren) finanzieren lassen. Es gibt allerdings auch Firmen, die damit ihre offenen Rechnungen zwischenfinanzieren (Factoring) und viele weitere Anwendungsfälle, die hierzulande nicht unbedingt im P2P geläufig sind. Als Anleger erwartet dich hier eine attraktive Rendite, wenn du nicht nur auf Plattformen in Deutschland unterwegs bist - aber natürlich auch ein gewisses Risiko. Das sollte bei den hohen Renditen allerdings klar sein.

P2P-Kredite sind für mich eine spannende Anlage und eine tolle Erweiterung zu einem Aktienportfolio. Beide Anlageklassen korrelieren nämlich so gut wie gar nicht miteinander. Ich habe natürlich einen recht hohen Anteil von P2P-Krediten in meinem Portfolio, da ich auch viel für meine Community teste und mich in dem Bereich mittlerweile recht sicher fühle. Generell empfehle ich um die 5 % am Gesamtportfolio, wenn man mutig ist auch 10 %.

Stefan ErlichKannst du verraten, welche Renditen du mit deinen P2P-Investments bisher erwirtschaftet hast und wie hoch die Ausfallquote war? Zudem wäre noch interessant, bei welchen Plattformen Anleger deiner Meinung nach am besten starten sollten, wenn sie sich für das Thema interessieren und warum.

Lars: Passenderweise habe ich meine Statistiken erst vor Kurzem mit Portfolio Performance aktualisiert. Meine Rendite reicht momentan von ca. 1,5 % bis knapp 17 %. Der Durchschnitt schwankt zwischen 11 % und 12 %, weil ich einen starken Überhang im Baltikum habe und die Rendite dort massiv höher ist als hierzulande.

Die Ausfallquote ist leider bei vielen Plattformen durch die Rückkaufgarantie völlig intransparent. Und bei den Plattformen, wo es keine gibt, laufen noch Inkassoprozesse. Diese können sich mitunter Jahre hinziehen. Aber mal als Richtwert: Ca. 20 % meiner Kredite bei Bondora befinden sich im Inkasso, ebenso bei Auxmoney. Bei Mintos sind ca. 18 % meiner Kredite in Verzug. Man sollte hierbei unbedingt im Hinterkopf behalten, dass Inkasso nicht gleich Ausfall ist! Viele verwechseln das.

Als Start würde ich Anfängern Mintos im Ausland empfehlen und im Inland Auxmoney. Mintos ist groß, etabliert und das Handling einfach. Zudem gibt es etliche Erfahrungsberichte dazu im Netz, unter anderem auch auf meinem Blog (www.passives-einkommen-mit-p2p.de/category/mintos/), wo ich mein Portfolio öffentlich führe. Auxmoney deshalb, weil es ein guter Einstieg ist, um P2P-Kredite kennenzulernen (aber wirklich nur dafür). Leider haben wir keine wirklich gute Alternative in Deutschland. Daher gibt es eigentlich kaum eine Auswahl.

Vor dem Start macht aber sicherlich der Aufbau eines gewissen Grundwissens Sinn. Zu diesem Zweck haben Kolja Barghoorn und ich das Buch "Investieren in P2P-Kredite" geschrieben, was mittlerweile zum Standardwerk im deutschen Raum geworden ist.

Stefan ErlichDen größten Anteil an deinem Portfolio haben mit 50 % die passiven Fonds. Welche sind das konkret und warum hast du genau diese ausgewählt? Mit welchem Anlagehorizont rechnest du? Was entgegnest du zudem Kritikern, die behaupten, dass das passive Investieren langfristig nicht funktionieren wird, z. B. weil die Börsen nicht zwangsläufig immer bergauf gehen oder weil viele Anleger in Crash-Phasen verkaufen?

Lars: Konkret habe ich mit den passiven Fonds angefangen, meine Investment-Erfahrungen zu sammeln. Daher haben sie auch den größten Anteil in meinem Portfolio. Ich bespare das "Weltportfolio" von Gerd Kommer in abgewandelter Form (weniger bis keine Staatsanleihen). Anfangs habe ich es mir hier noch recht einfach gemacht und den ARERO gekauft. Der bildet vieles von dem ab und ist nur ein einziger ETF (quasi ein All-In-One-Fonds). Später habe ich dann angefangen, mein eigenes Portfolio zu bauen und ausschüttende ETFs zu kaufen, die meinem Risikoempfinden entsprechen. Zum größten Teil ist hier der MSCI World und Emerging Markets enthalten.

Mein Anlagehorizont ist nicht klar definiert, allerdings gehe ich von 30 bis 40 Jahren aus. Prinzipiell ist hier "Open End" angesagt. Ich bin aber auf das Ergebnis schon sehr gespannt. Zu den Kritikern: Hier kann ich nur sagen, dass sich bisher in jeder Anlageklasse Geduld und Passivität ausgezahlt haben und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch weiter der Fall sein wird. Ein Crash hat für mich persönlich mehr Vor- als Nachteile, da 1. mein Anlagehorizont sehr weit ist und 2. ich mich auf das Nachkaufen freue :-) Dafür habe ich ja auch schließlich einen recht hohen liquiden Betrag.

Stefan ErlichEin Punkt, der mir bei deinem Portfolio sofort ins Auge gesprungen ist, sind die 5 %, die du in Kryptowährungen investiert hast. Je nach absoluter Größe deines Portfolios sind 5 % ja schon ein stattlicher Betrag, vor allem, wenn man bedenkt, dass Bitcoin und Co. sich ja noch in einem sehr frühen Entwicklungs- und Verbreitungsstadium befinden. Magst du uns deine Logik hinter diesem Investment erläutern und vielleicht auch aufschlüsseln, in welche Währungen du investierst?

Lars: Das stimmt und ich kann dir sagen: Da brauchst du starke Nerven! Dass sich dein Portfolio von Tag zu Tag mal halbiert, gehört hier zur Normalität. Meine Strategie dahinter ist ähnlich den Aktien. Es gibt mittlerweile über 1.000 Kryptowährungen, aber ich investiere hier nur in "große" Währungen und vorzugsweise in die, die schon konkrete Anwendungsfälle haben (oftmals sind es nur Ideen). Praktisch investiere ich also nur in die Top 20 auf www.coinmarketcap.com und die Verteilung soll langfristig gleich sein. Momentan habe ich noch einen starken Ethereum- und Bitcoin-Überhang, was mit den starken Kursanstiegen der letzten Monate zu tun hat. Derzeit bin ich investiert in Bitcoin, Ethereum, Ripple, Bitcoin Cash, Litecoin, Monero und Dash. Ich investiere in regelmäßigen Abständen, allerdings befindet sich das Portfolio noch im Aufbau und ich muss hier noch extrem viel lernen.

Stefan ErlichFür viele Menschen haben Kryptowährungen wie Bitcoin ja eher etwas von Spekulation und Casino-Spielchen. Warum glaubst du, dass diese Währungen langfristig an Wert gewinnen werden? Mir kommt es aktuell so vor als würde kaum jemand BItcoins wirklich zum Bezahlen einsetzen, sondern nur zur Spekulation, weil jeder erwartet, dass der Wert weiter steigen wird. Das erinnert mich ein wenig an die Tulpen-Spekulationsblase in Holland im 17. Jahrhundert. Hast du dazu eine Meinung bzw. Erklärung?

Lars: Ich glaube daran, weil die Coins und die Technologien dahinter immer mehr Anwendungsfälle finden und der Bedarf nach der Technologie in Zukunft steigen wird. Dein Gefühl kann ich verstehen. Das liegt aber auch zum Teil daran, dass wir hier in Deutschland einfach kaum Berührungspunkte dazu haben und auch fast nirgendwo damit bezahlen können, selbst wenn wir wollten. In anderen Ländern sieht das schon anders aus. Und es gibt Firmen wie z. B. TenX, die sich darauf spezialisiert haben, Kryptowährungen als Zahlungsmittel in den Alltag zu bringen (ganz easy mit einer Kreditkarte). Ich denke, hier wird es noch spannend werden. Aber das ist nur meine Meinung :-)

Stefan ErlichMir ist aufgefallen, dass in deinem Portfolio überhaupt kein Gold zu finden ist. Das ist für Finanzblogger finde ich recht ungewöhnlich. Mancher klammert sich ja fast schon religiös an das Edelmetall. Magst du erläutern, warum bei dir nichts goldenes im Portfolio zu finden ist?

Lars: Naja, streng genommen habe ich ja Gold. Der Rohstoffanteil (15 %) des ARERO-Fonds beinhaltet auch Gold. Ansonsten bin ich aber der Meinung, dass die Welt und die Zukunft einfach zu spannend ist für Gold. Es gibt so viele tolle Investitionsmöglichkeiten und die Rohstoffe sind da eher langweilig. Wenn sie dabei sind wie beim ARERO, ist es ok, aber ich würde jetzt niemals explizit den Fokus darauf setzen. Ich bin da gerne ein bisschen risikoreicher unterwegs ;-)

Stefan ErlichEine der wichtigsten Fragen zum Schluss: Wenn du heute noch einmal bei Null anfangen müsstest, wie würdest du dann das Ganze Thema Vermögensaufbau angehen? Hast du praktische Tipps für ein konkretes "Finanz-Setup" oder vielleicht auch allgemeine Empfehlungen, die du auf Basis deiner eigenen Erfahrungen anderen Anlegern geben würdest?

Lars: Die beste Empfehlung, die ich geben kann ist: Einfach anfangen! Wenn du in P2P-Kredite investieren willst, dann nimm 50 € und leg los. Wenn du in ETFs investieren willst, dann leg einen Sparplan an und leg los. Nur so zwingst du dich selbst dazu, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn ich heute noch einmal bei Null anfangen würde, wäre mein Anteil an ausschüttenden Anlagen deutlich höher. Ich habe jahrelang nur thesaurierend investiert, finde den Gedanken des immer weiter ansteigenden Rückflusses aber sehr reizvoll. Hier kann man sehr gut selbst entscheiden, wie man ihn einsetzt.

Über Lars Wrobbel

Lars bloggt seit 2016 auf www.passives-einkommen-mit-p2p.de über die Generierung eines passiven Einkommens mittels P2P-Krediten und hat in dem Kontext nicht nur eine beeindruckende Facebook-Gruppe aufgebaut, sondern zusammen mit Kolja Barghoorn auch ein exzellentes Buch zum Thema veröffentlicht. Darüber hinaus verlegt er eine ganze Reihe anderer Bücher (siehe Amazon).
Zum Blog von Lars Wrobbel

Ihr Kommentar zu diesem Artikel

Haben Sie Fragen zu diesem Artikel? Was finden Sie besonders gut, was vielleicht eher schlecht? Was sollten wir besser machen? Schreiben Sie uns an dieser Stelle gern Ihre Meinung. Wir freuen uns stets über Ihr Feedback.