Crowdinvesting-Tagebuch Dezember 2016

13.12.2016 - Stefan Erlich - 0 Kommentare

Crowdfunding-Tagebuch Dezember 2016

Der Dezember bringt neben tiefen Temperaturen und Weihnachtsstimmung auch eine neue Ausgabe unseres Crowdfunding-Tagebuchs. Darin: Zwei neue Investments bei bettervest (eine Wasserdesinfektions- und eine Heizungsanlage), ein risikoloses 10 € Gutschein-Investment bei Bergfürst, ein komplett überarbeiteter Crowdfunding-Vergleich und die erste große Rückzahlung von Zinsland. Darüber hinaus geben wir wie immer einen Überblick über unser Crowdfunding-Portfolio, das mittlerweile auf einen stolzen Gesamtwert von 8.023,02 € angewachsen ist.

Risikohinweis: Der Erwerb von Vermögensanlagen über Crowdfunding ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Bitte beachten Sie dazu auch unsere ausführlichen Hinweise und vergessen Sie nie die Streuung über möglichst viele verschiedene Projekte, um das Verlustpotential zu minimieren.

Unser Portfolio im Überblick mit allen Kennzahlen

Eigentlich wollten wir unser Portfolio im Dezember mit einem guten 50/50-Mix aus Immobilien und Erneuerbaren Energien erweitern. Zinsland stand mit seinem aktuellen Projekt hoch auf unserer Liste, allerdings mussten wir nach einer genaueren Betrachtung des Projektes ernüchtert feststellen, dass der Projektpartner (die Tecklenburg GmbH) bereits im Rahmen unseres Investments im Juli den Weg in unser Portfolio gefunden hatte. Erst im letzten Tagebuch-Eintrag hatten wir beschlossen, solche Dopplungen zu vermeiden, um die Korrelation zwischen den Projekten möglichst gering zu halten. Das Resultat: Wir beschlossen kurzerhand, unser Portfolio im Sinne der Diversifikation auch Energieffizienzprojekten zu öffnen. So flossen 1.000 € in zwei Projekte der Frankfurter Crowdfunding-Plattform bettervest, die sich u. a. auf Energieeffizienzprojekte spezialisiert hat.

Unser Portfolio wuchs mit diesen zwei Investments auf einen Gesamtwert von 8023,02 € an (inkl. Cash-Bestand). So langsam kommen wir damit auf ein Level, auf dem Ausfälle von einzelnen Projekten keinen größeren Schaden mehr anrichten können. Würde uns aktuell ein Projekt komplett ausfallen, bräuchten wir nach Abzug der Kapitalertragsteuer etwa 1,5 Jahre, um den Verlust durch die Zinserträge zu kompensieren. Je mehr Projekte wir in unser Portfolio aufnehmen, um so robuster werden wir gegenüber zukünftigen Projektinsolvenzen. Aktuell sind wir zu 28,30 % in Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, zu 59,23 % in Immobilien und zu 12,47 % in Energieeffizienzprojekte investiert. Sollte der deutsche Immobilienmarkt einmal in den Sinkflug übergehen, können wir dies zumindest zum Teil durch die anderen Projekttypen wieder auffangen.

Aktuelle Projekte und Kennzahlen unseres Crowdfunding-Portfolios (Stand: Dezember 2016)

Neuigkeiten zum Thema Crowdfunding

Hier finden Sie wie immer aktuelle News, Hinweise und Aktionen zum Thema Crowdfunding.

Neuer Crowdfunding-Vergleich auf Kritische-Anleger.de

Neuer Crowdinvesting-Vergleich

In der letzten Woche haben wir nun endlich unseren neuen Crowdfunding-Vergleich online stellen können. Neben einem überarbeiteten und vereinfachten Design finden Sie dort nun auch eine Filter- und Sortierfunktion. Standardmäßig sortieren wir ab sofort nach Laufzeit statt nach Zinssatz, da wir gemerkt haben, dass die meisten Anleger zunächst einmal mit kurzen Laufzeiten in die Crowdfunding-Welt einsteigen. Das ist zwar aus unserer Sicht nicht immer sinnvoll, aber durchaus nachvollziehbar. Wer sein Portfolio wie wir bewusst diversifizieren möchte, kann sich mit der Filterfunktion nun auch bestimmte Projekttypen wie "Energieeffizienz" anzeigen lassen, ohne sich durch alle Projektdetails wühlen zu müssen.

Tipp: 10 € Investment von Bergfürst geschenkt

Die Crowdfunding-Plattform Bergfürst schenkt Neukunden derzeit 10 € in Form einer Gutschrift auf dem Bergfürst-Konto. Diese 10 € können aufgrund der geringen Mindestanlage von 10 € in eines der aktuellen Projekte investiert werden, ohne dabei eigenes Geld zu überweisen. So können gerade Einsteiger relativ risikofrei ihre ersten Schritte mit Crowdfunding gehen. Eine direkte Auszahlung der 10 € ist verständlicherweise nicht möglich. Hier gehts zur Aktion von Bergfürst oder einfach den Gutschein-Code 10EURO über die reguläre Registrierungsstrecke nutzen.

Zinsland mit erster Rückzahlung

Die Immobilien-Crowdfunding-Plattform Zinsland hat kürzlich ihr erstes Projekt vollständig inkl. Zinsen zurückgezahlt. Es handelt sich dabei um das Projekt Kastanienhof, das Mitte 2015 über die Plattform finanziert und im Laufe des darauffolgenden Jahres umgesetzt wurde. Anfang November erfolgte nun die Rückzahlung des Investments an die Anleger. Für uns ist das zum einen deswegen relevant, weil die erste große Rückzahlung einer Plattform für sich genommen schon ein wichtiger Schritt ist und Beachtung verdient. Zum anderen steckt hinter dem Projekt Kastanienhof die Firma Tecklenburg, die sich auch für die Umsetzung unseres Portfolio-Projektes Ahl Scholl verantwortlich zeichnet. Die Rückzahlung dieses Projektes ist für Juli 2017 geplant. Dass das erste über Zinsland finanzierte Projekt von der Tecklenburg GmbH nun so glatt über die Bühne ging, macht zumindest Hoffnung, dass auch mit Ahl Scholl alles glatt laufen wird.

Projekt 1: bettervest – Wasserdesinfektion in Ungarn

Wasserdesinfektion in ungarischen Krankenhäusern (bettervest)

Projektbeschreibung:

Es handelt sich hier um ein recht ungewöhnliches Projekt aus dem Bereich der Energieeffizienz. Dabei soll in Budapest (Ungarn) durch die Frankfurter Firma Grasshopper Direktinvest Wasser GmbH & Co. KG in Krankenhäusern, Schulen und Altersheimen eine neue Technologie zur Wasserdesinfektion installiert werden (genannt "REDO-Technologie"). Ziel ist es, die herkömmliche Methode zur Abtötung von Legionellen mittels Erhitzung des Wassers durch die REDO-Technologie mit chemischer Desinfektion zu ersetzen. Das Verfahren ist bereits seit einigen Jahren in Deutschland und vielen anderen Ländern im Einsatz und hat sich laut bettervest bewährt, nicht nur aufgrund seiner Effektivität sondern auch aufgrund der deutlichen Energieeinsparungen.

Das Projekt stieß bei uns aufgrund des ungewöhnlichen Projekttyps, der deutschen Beteiligung und der über die reine monetäre Rendite hinausgehenden Vorteile auf Interesse. Mit 7 Jahren ist die Laufzeit einerseits natürlich sehr lang. Auf der anderen Seite ist aber auch die versprochene Rendite von 7 % für einen solchen Projekttypen recht hoch. Überzeugt hat uns am Ende auch die vergleichsweise ausführliche Projektbeschreibung und dass die Projekteignerin sich im Rahmen der Finanzierung erfreulich zugänglich und offen gegenüber den Anlegerfragen zeigte. Das ist unserer Erfahrung nach keineswegs selbstverständlich. Als Plus verbuchen wir zudem die jährliche Tilgung des Darlehens in Form einer Annuität, wodurch das Verlustrisiko über die Jahre kontinuierlich sinkt.

Beobachtungen:

  • Detaillierte Projektbeschreibung: Besonders positiv aufgefallen ist uns die detaillierte und ausführliche Projektbeschreibung inkl. Video. Auf Fragen von Anlegern ging die Projekteignerin persönlich ein und kam diesen in einigen Punkten sogar deutlich entgegen. Es finden sich zudem einige wichtige Dokumente im Anhang der Projektbeschreibung, sodass man sich als Anleger ein relativ gutes Bild des Vorhabens machen kann. Vergleicht man dies mit den Projektbeschreibungen einiger Immobilien-Plattformen, so muss man hier wirklich mal ein Lob an bettervest und die Projekteignerin aussprechen: gut gemacht!
  • Deutscher Projektpartner: Wichtig war uns, dass das Investment über einen deutschen Projekteigner erfolgt, denn sollte doch einmal etwas schief gehen, möchte man sich natürlich ungern in Ungarn am Insolvenzverfahren beteiligen, auch aufgrund der sprachlichen Barriere.
  • Kontinuierliche Tilgung: Ein Vorteil der bettervest-Projekte generell ist sicherlich die kontinuierliche Tilgung der Darlehen in Form von Annuitäten. Man erhält somit jedes Jahr den gleichen Betrag ausgezahlt, der sich aus Tilgung und Zinszahlung zusammensetzt. Über die Jahre verringert sich so das restliche Darlehen und damit auch das Verlustpotential. In gewisser Weise kompensiert dies für die doch recht lange Laufzeit von 7 Jahren.
  • Beginn der Verzinsung: Ein Manko an den über bettervest vermittelten Projekten ist leider, dass die Verzinsung erst ab dem Zeitpunkt der Auszahlung an den Projekteigner erfolgt. Das kann dazu führen, dass das Geld über Wochen unverzinst auf dem Treuhandkonto liegt, weil das Projekt noch nicht vollständig finanziert wurde. Man kann dem zwar entgegenwirken, indem man die Überweisung erst zum Ende der Finanzierungsphase auf das Treuhandkonto überweist, allerdings muss man dafür natürlich den Finanzierungsfortschritt des Projektes beobachten und dann ggf. reagieren. Wir haben uns im Rahmen unseres eigenen Crowdfunding-Portfolios für die sofortige Überweisung entschieden, um den Anlage- und Verwaltungsprozess möglichst einfach zu halten. Die Verluste durch ein frühzeitiges Überweisen sind in unserem Fall mit etwa 3 € pro Monat (sofern man die 7 % ansetzt) bzw. etwa 40 Cent pro Monat (sofern man einen guten Tagesgeldzinssatz ansetzt) ohnehin nicht ganz so gravierend wie man vielleicht vermuten würde.

Projekt 2: bettervest – Nahwärmenetz in Berliner Schulen

Nahwärmenetz in Berliner Schulen (bettervest)

Projektbeschreibung:

Im Rahmen dieses Projektes soll auf dem Schulkomplex der Wilhelmstadt-Schulen in Berlin die Heizungslage modernisiert und durch Blockheizkraftwerke (BHKW) ergänzt werden. Dabei ist u. a. geplant, die bisher mit Heizöl betriebene Anlage auf Erdgas umzustellen und den durch die BHKW erzeugten Strom auf dem Gelände zu nutzen. Das Projekt wird von der Firma EDEC ED-ENERGY Contracting GmbH umgesetzt, die als Contractor die Anlage installiert und betreibt. Das TÜDESB Bildungsinstitut Berlin-Brandenburg e. V. zahlt dafür als Träger der Schulen eine Grundgebühr und verbrauchsabhängig eine Gebühr pro Energieeinheit. Laut Projektbeschreibung von bettervest soll das Ganze für den Schulträger durch die erzielten Energieeinsparungen kostenneutral sein.

Auch bei diesem Projekt ist die Laufzeit mit 8 Jahren im Vergleich zu den Laufzeiten bei Immobilienprojekten leider recht lang. Da im Sinne der Reduzierung unseres Portfolio-Verlustpotentials Diversifikation vor Laufzeit geht, nehmen wir diese letztlich in Kauf. Gefallen hat uns auch hier, dass Anlegerfragen vergleichsweise transparent öffentlich beantwortet wurden. Das ist leider nicht bei allen Crowdfunding-Plattformen so üblich. Zudem gilt ebenso für dieses Projekt, dass durch die jährliche Tilgung in Form einer Annuität das Verlustrisiko über die Jahre geringer wird, was wir durchaus begrüßen.

Beobachtungen:

  • Bewährte Technologie: Das Projekt überzeugt durch eine bewährte Technologie in Form von Gaskesseln und Blockheizkraftwerken (BHKW). Das technische Projektrisiko erscheint somit überschaubar. Das sagt noch nichts über die Umsetzung, lässt aber immerhin darauf hoffen, dass es hinsichtlich der Energieersparnis keine größeren Überraschungen gibt.
  • Bonitätsindex: bettervest nennt in der Projektbeschreibung den Bonitätsindex von Creditreform zur EDEC ED-ENERGY Contracting GmbH. Dieser liegt mit 296 irgendwo zwischen der ausgezeichneten Bonität (100) und der ungenügenden (600). Die Frage ist allerdings, was man mit dieser Zahl anstellt. Sind 296 nun ausreichend, ungenügend oder gerade noch akzeptabel? Bonitätsindizes bzw. Ratings bringen aus unserer Sicht generell die Gefahr einer Scheingenauigkeit mit sich und sollten daher mit Skepsis betrachtet werden.
  • Kontinuierliche Tilgung: Da es sich auch bei diesem Projekt um ein Annuitätendarlehen handelt, erfolgt die Tilgung als Teil der jährlichen Annuität, sodass sich die Restschuld des Kreditnehmers kontinuierlich über die Laufzeit verringert. Somit reduziert sich auch unser Verlustpotential über die Laufzeit, was wir positiv finden.
  • Beginn der Verzinsung: Wie beim ersten Projekt schon erwähnt, erfolgt die Verzinsung bei bettervest generell erst ab dem Tag der Auszahlung an den Projekteigner. Wer daher in einer frühen Phase der Crowd-Finanzierung seinen Anlagebetrag überweist, nimmt in Kauf, dass sein Geld für eine gewisse Zeit unverzinst auf dem Treuhandkonto liegt. Die dadurch hervorgerufenen Zinsverluste sind absolut gesehen (je nach Anlagebetrag) nicht sonderlich hoch, aber eben vorhanden. Wer sie minimieren möchte (was eigentlich nur bei großen Anlagebeträgen Sinn macht), sollte möglichst zum Ende der Finanzierungsphase das Geld überweisen.

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