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Der Hofnarr neckt den Kaiser – Einlagensicherungen im Test

11.09.2017 - Finanzjoker- 0 Kommentare

 Der Finanzjoker macht sich ein eigenes Bild vom Kaiser und nutzt die Audienz für einen Test zur Anlegerfreundlichkeit.

Vor zwei Jahren machten sich die Kritischen Anleger auf den Weg, dem nackten Kaiser einen Besuch abzustatten und ihn sich einmal selbst anzuschauen. Das Resultat war ein Blick auf den Zustand der europäischen Einlagensicherungen, welcher das Anlegerauge nicht vollends verzückte. Was ist seitdem geschehen? Zeit für den Finanzjoker, sich im Rahmen einer Audienz eine eigene Meinung zu verschaffen. Und siehe da: Es hat sich einiges (Unerwartetes) getan. Außerdem nutzt unser Hofnarr die Gelegenheit für einen kleinen Test zur Anlegerfreundlichkeit.

Lasset die Glöckchen hell erklingen: So sehr dein Finanzjoker es liebt, alle Freiheit beim Schreiben zu haben: Am Ende tue ich das alles für dich. Du bist der Grund, dass der Narr nicht vom Hofe der Kritischen Anleger gejagt wird. Daher möchte ich gerne einen meiner kommenden Beiträge nur dir und deinen (natürlich anonymen) gebündelten Fragen widmen. Du willst mehr Details zu meinem Portfolio oder über mich? Dich interessiert meine Meinung zu einem bestimmten Thema oder einer Sache, die dich beschäftigt? Du willst wissen, was ich von bestimmten Gedanken deinerseits halte? Oder du hast einfach eine intelligente, provokative Frage parat? Egal was, schreib mir dann (finanzjoker@kritische-anleger.de), damit ich ausreichend Material und damit Mehrwehrt (steuerfrei!) für die Finanzjoker-FAQ sammeln kann. Denn schon Heinrich Heine wusste: Das ist das Schöne an Deutschland: Keiner ist so verrückt, dass er nicht noch einen Verrückteren fände, der ihn versteht". Lass mich derjenige sein, der dich finanziell versteht...

Na, wer kennt noch unseren lieben Kaiser mit den Kleidern, die seine stattliche Statur geradezu umschmeicheln und hervorheben? Der wurde uns Lesern ja im Oktober 2015 erstmalig vorgestellt, als das Redaktionsteam von Kritische-Anleger.de einen umfänglichen Blick auf den damaligen Füllstand der europäischen Einlagensicherungen warf und so diverse Schlüsse daraus ziehen konnte. Das war mit DER Artikel, der mir Finanzjoker besonders stets in Erinnerung geblieben ist. Schön auch, wie die KA-Schreiberlinge es nicht dabei belassen haben, sondern Ihre Majestät in aller Würdig- und Freizügigkeit noch ein bisschen weiter durchs Dorf (vor-)geführt haben. Da gab es für uns deutsche Sparer-Michels (und Auto-Michelins) dann noch eine Gute-Nacht-Geschichte von Papa Staat, bevor wir heimlich unter der Bettdecke die Gruselgeschichte von der Begegnung des Kaisers mit dem Gespenst der EU-Einlagensicherung gelesen haben.

Da überrascht es mich auch nicht, dass nach Aussage der hiesigen Redaktion der oben beschriebene Blick in die nationalen Geldtöpfe mit die stärkste Resonanz und Aufmerksamkeit in der allgemeinen Leserschaft erzeugt hat. Nicht nur, dass es endlich mal eine klare und leicht verständliche Übersicht gab. Viel interessanter fand ich vor allem die offenen Fragen, die da noch auftauchten. So fehlten ja z. B. von Luxemburg und Kroatien entsprechende Zahlen, während andere Daten wie etwa von Irland oder Finnland schon etwas älter waren. Und was ist eigentlich aus den Töpfen geworden, die zum damaligen Zeitpunkt leer zu sein schienen? Da würde ich mir ja normalerweise einen verspäteten Frühjahrsputz von den Kritischen Anlegern wünschen, um den Staub der Vergänglichkeit von den damaligen Zahlen wegzuwischen. Wir haben schließlich 2017. Das ist in Zeiten von Quartalsberichten und Hochfrequenzhandel an der Börse eine halbe Ewigkeit. Aber wir wissen ja von den Toten Hosen: Ewig währt am längsten…

„Herr Ober, ich möchte zahlen.“ – „Sehr gern, der Herr: 5, 27, 63 und 841.“

Denn vor Kurzem gab es eine sehr interessante Randnotiz in zumindest einigen Medien: Die Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat sich die Sicherungseinrichtungen aller EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen und Island angeschaut und diese Zahlen sehr gut zusammengefasst für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Ja Kruzifix, da brat’ mir doch einer ‘nen Storch! Warum geht diese Nachricht so sehr unter? Selbst im diesjährigen Sommerloch, wo normalerweise jede noch so kleinste Meldung die Chance hätte, die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdient hätte? Eine Kuh namens Yvonne bannt die Republik für Wochen, aber wenn es um die Grundvoraussetzung für den finanziellen Fetisch des sicherheitsorientierten Sparers geht, macht der eigene Kopf selbst nur „Muh“ und schreit geradezu nach einem Hirnschrittmacher?! Das passt nicht mit der Pressemeldung von WeltSparen zusammen, dass im August die 4-Milliarden-Grenze bei vermittelten Kundeneinlagen überschritten wurde. Und das nur vier Monate nach Knacken der drei Milliarden, welche wiederum selbst ebenfalls nur vier Monate brauchten.

Nun ja, am Ende muss es jeder von euch für sich selbst wissen. Letztendlich bin ich auch nur ein kleiner Narr, der weiß, dass er nichts weiß. Aber zurück zum Kernthema. Jedenfalls habe ich mir mal in einer lauen Sommernacht auf meinem Balkon die EBA-Zahlen angeschaut. In einigen Fällen gab es ja anscheinend positive Entwicklungen. War bspw. der niederländische Einlagensicherungsfonds dem KA-Artikel zufolge aufgrund einer Umstellung damals noch leer, hat er sich Ende 2016 auf knapp 450 Mio. € gefüllt. Ist jetzt zwar auch nicht der ganz große Wurf, aber immer noch ein bisschen mehr als eine blanke Null, ne? Litauen konnte sich aus seiner damaligen Negativbilanz herausarbeiten und Großbritannien hat seit Ende 2015 scheinbar einen gewaltigen Sprung von zu dem Zeitpunkt 316 Mio. € Finanzmitteln auf mehr als 7 Mrd. € gemacht. Ich vermute bei Letzterem allerdings, dass hier jeweils etwas unterschiedliche Definitionen von „verfügbaren finanziellen Mitteln“ herangezogen wurden. Insofern bitte ich (wie immer bei allem, was aus dem Netz kommt) um eine gesunde Portion Vorsicht im Dessertschälchen, was die Aussagekraft dieses Vergleichs betrifft.

Nun sind wir hier aber auch nicht auf dem rosaroten Ponyhof im Wünsch-dir-was-Land. Dass Österreich als Berg- und Bankenrepublik trotz ähnlicher Startbedingung wie die Niederlande mit seinen fünf Sicherungseinrichtungen keine 300 Mio. € Finanzmittel bis Ende 2016 einsammeln konnte, finde ich etwas schwach. Auch Spaniens in nur zwei Jahren von 4,4 Mrd. € auf 1,5 Mrd. € geschrumpftes Vermögen im eigenen Fonds lässt jetzt nicht zwingend ein fröhliches „Ö la Palöma blanca“ in meinem Kopf erklingen. Jetzt magst du einwenden: „Möglicherweise spielen auch hier wieder methodologische Unterschiede eine gewisse Rolle, Joki“. Einspruch teilweise stattgegeben. Diesen Unsicherheitsfaktor haben wir bestimmt. Aber das hiesige Redaktionsteam hat sich ja die Zahlen damals nicht ausgedacht, sondern aus offiziellen (wenn überhaupt vorhandenen) Geschäftsberichten der jeweiligen Sicherungseinrichtungen entnommen. Ich kenne das Team hier mittlerweile gut genug, dass die mit Verstand und Vorsicht an sowas rangehen. Aber was sind diese öffentlichen Zahlen für uns Kleinanleger noch wert, wenn die EBA möglicherweise ganz andere Kriterien zugrunde legt, da sie aufgrund ihrer Stellung und damit einhergehenden Befugnissen vermutlich auch einen viel besseren Einblick in die Interna der jeweiligen Einlagensicherungen hat?

Alles in allem erzeugt der aktuelle Füllstand der nationalen EU-Einlagensicherungsfonds ein ebensolches Wechselbad der Gefühle in mir wie der Artikel der Kritischen Anleger vor zwei Jahren. Aber wie die fleißigen Redakteure schon damals anmerkten: „Einschränkend muss an dieser Stelle aber direkt erwähnt werden, dass wir hier absolute Zahlen betrachten, die zwar etwas über das Vermögen der Fonds aussagen, aber für sich genommen wenig über die tatsächliche Schlagkraft im Verhältnis zur Größe des Bankensektors und der vorhanden Kundeneinlagen“. Viel wichtiger ist damit am Ende des Tages die sogenannte “Coverage-Ratio”, das Verhältnis zwischen besagten Volumina und den jeweils abgesicherten Kundeneinlagen. Und während die Kritischen Anleger damals arge Probleme hatten, Zahlen zu den landesweiten Kundeneinlagen zu finden, war die EBA so freundlich, diese pro Land gleich mitzuliefern. Also Taschenrechner hervorgezückt, ein paar binomische Formeln mit Integralrechnung vermischt (ok, das ist gelogen, damit ich schlauer rüberkomme) et voilà:

Volumina und Coverage-Ratio der Einlagensicherungen in Europa

Ganz andere Rankings als die entsprechenden Grafiken von vor zwei Jahren, was? Faszinierend finde ich etwa Estland und Rumänien, die hier bei Betrachtung der relativen Stärke den reichen "Vorzeigestaaten" Norwegen und Schweden grinsend den Mittelfinger entgegenstrecken. Wie ich dann mit diesen Informationen so in meinem Liegestuhl auf Balkonien lag und abwechselnd im eigenen Schweiß-Pool oder im Regenwasser trieb, schoss mir ein kleines Gedankenexperiment durch den Kopf. Wenn eine Organisation wie die Europäische Bankenaufsichtsbehörde an der Haustür donnert, dass nicht mal Hodor aus Game of Thrones die noch zuhalten könnte, überrascht mich die Herausgabe der Information wenig.

Aber wie sieht das aus, wenn ein kleiner nichtsahnender Anleger allein um die Ecke kommt und nachfragt? Wird nach oben gebuckelt und nach unten getreten? Denn nicht vergessen: Die eigentliche Zielgruppe dieser ganzen Systeme sind primär du und ich! Die Banken werben doch damit, dass sie alle jeweils einem besonders guten Einlagensicherungssystem angehören und unser Geld deshalb bei ihnen besonders sicher sei. Da würde ich auch dann entsprechenden „Kundenservice“ von der Einlagensicherung erwarten, wenn ich als Anleger-Trampel weder Zeit noch Finanzkenntnisse habe, deren umfangreichen Geschäftsbericht zu lesen und zu verstehen. Denn die wahre Größe einer Person zeigt sich nämlich erst, wenn niemand anders zuschaut.

Finanz(joker)test - Wie anlegerfreundlich sind Einlagensicherungen?

Aufgrund von Zeitmangel habe ich natürlich nicht die Geldtopf-Leprechauns in allen Ländern angeschrieben. Ich habe mir stattdessen von der KA-Redaktion die Quellennachweise zu den damaligen Volumina-Zahlen aus deren Artikel geben lassen. Bei den dort aufgeführten Webseiten der Sicherungseinrichtungen habe ich dann geschaut, ob ich die aktuellen Zahlen selbständig und auf simple Weise herausfinden kann. Wo das nicht der Fall war, weil ich z. B. die Geschäftsberichte schlicht nicht gefunden habe oder die Seite gar nicht erst zu erreichen war, habe ich dann schließlich die jeweilige Mailadresse rausgesucht und eine simple, immer gleiche Anfrage auf Englisch geschrieben: Ich sei ein deutscher Kleinsparer mit etwas Geld über, das der Diversifikation wegen auch außerhalb von Deutschland angelegt werden soll. Dabei wäre mir eine gute Einlagensicherung sehr wichtig, da ich meinen nahenden Ruhestand sorglos genießen können möchte. Ich hätte bereits auf der jeweiligen Webseite selbst nachgeschaut, konnte aber leider entsprechende Informationen nicht finden. Ob man mir bitte einen aktuellen Geschäftsbericht und/oder einen konkreten Hinweis geben könne, wie viel Vermögen der nationale Fonds derzeit habe?

Klare Frage, berechtigter Anlass, internationale Verkehrssprache, Vertreter der anvisierten Zielgruppe – so schwer sollte das also nicht sein für die jeweiligen Damen und Herren. Denn wer nichts zu verbergen hat…hat normalerweise nicht wirklich gelebt. Aber hier darf es für mich gern die langweilige, anständige Behörde sein. Her also mit den Spießern und dem Ergebnis des nicht TÜV-geprüften Finanzjoker-Tests (der übrigens nicht repräsentativ ist, aber dafür mit Präservativ: Verhütung vor ungewolltem Geldschwund).

Dänemark:

Die Dänen haben am schnellsten geantwortet, nämlich nur einen Tag nach meiner Anfrage. Genauso schnell, weil kurz, las sich auch die Antwort: Der bisher separate Geschäftsbericht der dänischen Einlagensicherung wird seit 2015 in den Geschäftsbericht einer anderen staatlichen Finanzinstitution integriert und sei deshalb hier zu finden. Das war’s. Ich selbst konnte damit arbeiten, für einen absoluten Anfänger wäre vielleicht ein zusätzlicher Seitenhinweis oder die zusätzliche Nennung einer konkreten Zahl über das Vermögen des Fonds hilfreich gewesen. Dein Finanzjoker hebt dennoch seinen Daumen.

Frankreich:

La Grande Nation wird in diesem kleinen Test ihrem Namen gerecht, indem man mir eine gute Rundum-Antwort zukommen lässt. Ich erhalte direkt die Gesamtsumme des verfügbaren Fondsvermögens sowie die Aufteilung dieser in die drei unterschiedlichen Subsysteme. Als Nachweis gibt es den Link zum letzten Geschäftsbericht sowie als Leseunterstützung die konkrete Seitenzahl und dortigen Listenpunkt, wo meine Anleger-Augen hinwandern müssen (S. 42, Punkt 5.1.2.). Da sich die genannten Zahlen mit denjenigen aus dem EBA-Report decken, kann ich nur sagen: Merci beaucoup!

Irland:

Auch die Iren erfreuen mich mit einer Flaschenpost von ihrer Insel. Der zuständige Mitarbeiter schickte mir einen Link zum aktuellsten Geschäftsbericht der irischen Zentralbank, wo die Informationen zum Volumen des Einlagensicherungsfonds nämlich liegen. Aber das ist nicht alles: Man nannte mir auch die Seitenzahl, wo ich im Bericht nachschauen muss (S. 146) und teilte mir darüber hinaus gleich die exakte Zahl mit. Das nenne ich Service. Darauf ein gemeinsames Pint Guinness! Und ja, die genannte Zahl habe ich mit derjenigen aus der EBA-Übersicht abgeglichen – positiv.

Island:

Auf Islands Antwort war ich besonders gespannt, sollte eine kommen. Sie kam und sollte mich nicht enttäuschen.

Diese fiel nämlich recht umfangreich aus, was hier aber als Qualitätsmerkmal zu verstehen ist. Denn zunächst begann man damit, dass Geschäftsberichte leider nur auf Isländisch verfügbar seien und nicht auf Englisch. Als Ersatz bekam dein kleiner Narr aber eine gute, schöne Zusammenfassung wesentlicher Informationen zu meinen Fragen: die Quotenhöhe der Bankenbeiträge in Relation zu den jeweiligen Kundeneinlagen; die im letzten Quartal gesammelten absoluten Beiträge; das aktuelle Volumen des isländischen Fonds in absoluten Zahlen sowie in Relation zu allen abgedeckten Einlagen sowie einige Informationen zu den rechtlichen Hintergründen.

Zwei Aspekte lassen aber die Antwort aus Island in meinen Augen besonders positiv hervorheben: Der Mitarbeiter teilte mir mit, dass im normalen Pleitefall einer Bank die volle Summe der Einlagen erstattet würden. Sollte der Fonds selbst aber keine entsprechenden Barmittel haben, würde dieser aber immer wenigstens 20.887 € pro Anleger ausbezahlen. Restsummen könnten dann evtl. über andere Maßnahmen wie staatliche Unterstützungshilfen oder Kredite am Finanzmarkt besorgt werden. Zwar eine witzig-schräge Summe, aber soviel Ehrlichkeit kann ich nur loben.

Zudem gab man mir abschließend den kleinen Hinweis, dass ich beachten solle, dass der isländische Bankenmarkt stark konzentriert sei, wo drei Banken knapp 90 % Marktanteil ausmachen. Daher würde im Fall einer neuen Bankenkrise der isländische Staat die einzige zusätzliche Absicherungsoption neben dem Einlagensicherungsfonds sein, wobei ersterer nicht explizit zur Hilfe verpflichtet sei. Dies solle ich im Hinterkopf behalten bei der Entscheidung, ob ich wirklich Geld in Island anlegen möchte. Auch hier kann ich nur sagen: Applaus für den direkten Hinweis, da es mir als Testperson ja um die Sicherheit meiner Geldanlage für den Ruhestand ging. Fazit: „Twelve points go to….Iceland!“

Kroatien:

Die Antwort aus Kroatien kam exakt wie der Schulz-Zug ins Ziel: Gar nicht.

Litauen:

Aus Litauen
wollte keiner vorbeischauen.

Luxemburg:

Luxemburg hat den Test ebenfalls bestanden, indem man mir schlicht den Link zu den EBA-Zahlen geschickt hat, wo ich ja schön einfach die jeweiligen Volumina nachlesen kann. Dazu gab es auch noch eine kleine Erläuterung für mich, dass dem Fonds noch weitere Finanzierungsmittel für den Notfall zur Verfügung stehen, wie etwa Kredite oder oder Sonderbeiträge von den Banken. Eindeutige unaufgeregte Antwort und noch etwas Kundenberuhigung hinterher – nett.

Österreich:

Wir Deutschen und unsere Nachbarn auf der anderen Seite der Alpen sind uns zuweilen recht ähnlich, etwa aufgrund der Tatsache, dass sie ebenfalls gleich mehrere unterschiedliche Sicherungseinrichtungen für verschiedene Bankengruppen unterhalten. Daher brauchte es für unsere lieben Ösis dann fünf separate Mails vom Finanzjoker, wovon schließlich drei beantwortet wurden.

Sparkassen-Haftungs AG: Die Antwort überzeugt mich nicht wirklich und bringt mir ähnliche „Erkenntnisse“ wie die slowenische Rückmeldung. Viel allgemeines Gerede über die vielfältigen gesetzlichen Möglichkeiten für die Sicherungseinrichtung, im Notfall an zusätzliche Gelder zu kommen und der belehrende Hinweis, dass ich doch die Absicherung nicht allein auf das Fondsvolumen reduzieren solle. Soweit ich die dahinterstehende Sorge auch verstehe: Davon war nie die Rede. Aber selbst abgesehen davon gab es leider keine direkte Antwort auf meine eigentliche Frage. Kein Link zu Geschäftsberichten oder eben den Link zu den EBA-Zahlen. Note 4+, denn das geht noch deutlich besser.

Hypo-Haftungs-Gesellschaft m.b.H.: Hier erfolgte, stark dem dänischen Erfolgsmodell folgend, nur der eine Satz, dass Information zu den Volumina der nationalen Einlagensicherungen bei der EBA zu finden seien, mit entsprechendem Link. Geht doch! *auffällig langer und intensiver vorwurfsvoller Blick zu den Sparkassen-Kollegen*

Einlagensicherung der Banken und Bankiers Gesellschaft m.b.H.: Hört, hört, die hiesige Antwort kam von einem der Geschäftsführer höchstpersönlich aus dessen Urlaub. Dafür vergebe ich einen Bonuspunkt. Leider hilft der Inhalt selbst einem unbedarften Anleger wenig weiter. Denn es wurde mir nur mitgeteilt, dass bis zum Jahr 2024 Gelder in Höhe von 0,8 % der gedeckten Einlagen eingesammelt werden sollen, 2016 habe man 0,13 % erreicht und Ende diesen Jahres sollen es planmäßig 0,22 % sein. Da wäre ein Hinweis auf die EBA-Übersicht mit den absoluten Zahlen eine hilfreiche Ergänzung für Otto-Normalanleger. So allein kann ich mir wenig vorstellen, von welchen Summen wir da jetzt reden. Daher trotz Bonuspunkt nicht wirklich zufriedenstellend.

Portugal:

Anlegerfragen beantwortet man in Portugal
vielleicht lieber ein andermal.

Slowenien:

Mit Slowenien bin ich leider gar nicht glücklich, obwohl ich das Land persönlich sehr mag. Hier gab es als Antwort nur den einzigen Satz, dass ich „Informationen auf folgenden Webseiten finden könne: hier und hier“. Da gibt es aber nur allgemeine Informationen zu den Formalitäten und Rechtsbestimmungen sowie die FAQ über die Einlagensicherung im Allgemeinen. Zumal ich ja in der Anfrage explizit geschrieben habe, dass mir „die EU-Richtlinie zur Vereinheitlichung der Einlagensicherungssysteme bekannt sei und deren Webseite bereits im Vorfeld selbst angeschaut habe“. Sorry, aber da muss jemand nochmal seine Hausaufgaben machen. Und ein “Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen” lässt Prof. F. Joker nicht gelten!

Ungarn:

Ungarn ließ sich leider nicht vom Finanzjoker umgarn’.

Zypern:

„Tütüütüüüt – Kein Anschluss unter dieser Nummer.“

„Von der Notwendigkeit, Ernst zu sein“

Welches Fazit ziehen wir (angehende) Finanzjoker nun für uns daraus? Auf jeden Fall muss klar sein, dass es auch berechtigte Gründe für eine fehlende Antwort geben kann: Der/die Verantwortliche befindet sich wie du im Urlaub. Vielleicht ist die eine oder andere Mail auch schlicht untergegangen oder versehentlich im Spam-Ordner gelandet. Darüber hinaus sollte es für den einzelnen Anleger letztendlich keine wesentliche Rolle spielen, ob wir die Lordschaften im Ernstfall auch unkompliziert erreichen würden. Denn seit der EU-Richtlinie von 2014 müssen wir uns ja nur noch an den deutschen Fondsbetreiber wenden, der anschließend die ganze Kommunikation und Abwicklung mit seinen ausländischen Standesgenossen für uns übernimmt.

Dennoch: Letztendlich ist dies (aus Sicht eines Finanzjokers) eine Dienstleistung für uns Kleinanleger als eigentliche Dienstherren. Wir alle müssten nur unsere Macht ein bisschen besser erkennen und v. a. bei solchen Meldungen wie den veröffentlichten EBA-Zahlen auch mal ggf. reagieren. Zeigen, dass wir genau hinschauen, was da passiert und zuweilen Aufklärung verlangen. Denn wer sich mal die Geschichte der Einlagensicherung in Deutschland anschaut, wird feststellen: Es ist damit wie mit dem Internet sowie der Möglichkeit für Frauen in Deutschland, ohne Erlaubnis des Mannes arbeiten zu dürfen. Es ist für uns alle gefühlt seit Ewigkeiten ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft. Aber wirklich lange gibt es das alles ehrlich gesagt noch nicht. Und wenn wir etwas erst dann vermissen, weil es weg ist, ist es meist schon zu spät. Doch für’s zu spät sein habe ich ehrlich gesagt keine Zeit. Du etwa?

Dein heute mal nachdenklicher Joki

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