Die finale Ausgabe des Crowdinvesting-Tagebuches

15.04.2018 - Stefan Erlich - 0 Kommentare

Crowdinvesting-Tagebuch Q2/2018 - Die finale Ausgabe

Herzlich willkommen zu unserem Crowdinvesting-Tagebuch für das 2. Quartal 2018. Leider wird dies entgegen unserer ursprünglichen Planung bis auf Weiteres das letzte Tagebuch zum Thema Crowdinvesting sein. Nach langem hin und her haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, unsere Ressourcen vermehrt in die Entwicklung neuer Themengebiete, Vergleiche und Praxisexperimente zu stecken. Mehr dazu weiter unten. Diesen Monat gibt es aber noch einmal ein Update mit neuen Projekten, einigen News sowie ein finales Fazit zum Thema Crowdinvesting.

Risikohinweis: Der Erwerb von Vermögensanlagen über Crowdinvesting ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Bitte beachten Sie dazu auch unsere ausführlichen Hinweise und vergessen Sie nie die Streuung über möglichst viele verschiedene Projekte, um das Verlustpotential zu minimieren. Als Beispiel dafür dient unser Echtgeld-Portfolio, das Sie hier einsehen können. Die breite Streuung garantiert noch keinen Anlageerfolg, allerdings optimieren Sie damit Ihre Chancen auf positive Renditen und reduzieren den Einfluss von Glück.

Portfolio-Überblick & Hintergründe der Einstellung

Unser Echtgeld-Portfolio im Überblick

Unser Portfolio besteht mittlerweile aus 44 Projekten mit einem Gesamtwert von 20.950 €. Wer hätte gedacht, dass wir es jemals zu dieser Marke schaffen! Nach Steuern wurden bisher insgesamt 488,74 € an Zinsen ausgeschüttet und die erwartete Rendite liegt aktuell bei 5,75 %. Was mich persönlich nach fast 2 Jahren immer wieder fasziniert, ist die bisher (!) erstaunlich geringe Ausfallquote. Von den 44 aktuell investierten Projekten ist nur eines in Zahlungsverzug (Bürgerenergiepark Eberswalde von LDUG). Das hatten wir deutlich schlechter erwartet!

Aufgrund der steuerlichen Absetzbarkeit von Verlusten können wir mit dem Portfolio aktuell etwa 2 Ausfälle pro Jahr verkraften, ohne ins Minus zu geraten, sodass wir nach 2 Jahren ein gutes Ausfallpolster von 4 Projekten haben. Allerdings muss man an dieser Stelle ganz klar den Finger heben und deutlich darauf hinweisen, dass die niedrigen Ausfallquoten sich nicht zwangsläufig so in der Zukunft fortsetzen werden. Die nächste Immobilienkrise wird irgendwann kommen! Insgesamt bin ich aber zufrieden mit dem Stand des Portfolios, obwohl sich der Aufwand für die Investitionen und die Pflege als größer herausgestellt hat als ursprünglich gedacht (siehe Fazit).

Zum Portfolio mit der vollständigen Projektübersicht

Hintergründe zur Einstellung des Crowdinvesting-Tagebuches

Um ganz offen zu sein, hat mir das Schreiben des Crowdinvesting-Tagebuches nach fast 2 Jahren kaum noch Spaß gemacht. Viele Aspekte wiederholten sich letztlich und so fühlte es sich manchmal an als würde ich das Ganze nur noch machen, um die vielen treuen Leser nicht zu enttäuschen und nur schnell etwas "abzuliefern". Das ist allerdings keine gute Basis für eine Artikel-Serie, die von der Begeisterung des Autors lebt. Dazu kommt, dass wir mit unserem begrenzten Team noch einige neue Themenbereiche anpacken wollen, die bisher bei Kritische-Anleger.de überhaupt nicht vertreten sind (z. B. Robo Advisor, ETFs, P2P-Kredite, Depots). Mit dem Wegfall des Crowdinvesting-Tagebuches haben wir nun mehr Zeit und vor allem einen klareren Fokus. Im Zuge der Umstellung wird auch unser Crowdinvesting-Newsletter leicht abgespeckt.

Und wie geht es mit Crowdinvesting allgemein weiter? Aus meiner Sicht ist und bleibt Crowdinvesting neben dem Tagesgeld, dem Festgeld, den Aktien etc. ein gleichberechtigter Pfeiler der Geldanlage, auch wenn mein Fazit nach den zwei Jahren recht ernüchternd ausfällt. Entsprechend werden wir das Thema auch weiterhin im Rahmen unseres Crowdinvesting-Vergleichs und einem noch zu schreibenden Ratgeber behandeln. Auch das Echtgeld-Portfolio bleibt bestehen und wird weiterhin mit monatlich 2 x 500 € = 1.000 € gefüttert. Uns ist wichtig, als Vorbild voranzugehen und zu zeigen, wie Diversifikation in der Praxis aussehen sollte. Darüber hinaus macht mir dieser Teil des Crowdinvestings noch immer sehr viel Spaß, sicherlich auch, weil mittlerweile ein steter Strom an Zins- und Tilgungszahlungen zu beobachten ist.

Fazit zu Crowdinvesting als Geldanlage

An dieser Stelle möchte ich einmal versuchen, die häufig gestellte Frage vieler Anleger zu beantworten: "Taugt Crowdinvesting als Geldanlage?" Meine ernüchternde Antwort: für die große Masse der Kleinanleger nein, für den Hobby-Investor mit viel Zeit, Muße und Spielgeld dagegen schon! Warum? Anders als die vielen laut schreienden "Verbraucherschützer" habe ich kein Problem mit der Anlageform "Nachrangdarlehen" oder dem hohen Ausfallrisiko an sich. Risiko allein ist isoliert betrachtet nie ein guter Bewertungsmaßstab für eine Geldanlage. Erst das Verhältnis von Risiko und Rendite zueinander lässt eine Bewertung zu, allerdings kennen wir nur die bisherigen (erstaunlich niedrigen!) Ausfallquoten (=Risiko) und diese erlauben keine Rückschlüsse auf die Zukunft.

Warum ich Crowdinvesting für das Gros der Anleger für ungeeignet halte, liegt in dem hohen Aufwand für die notwendige Diversifikation begründet. Um in 20, 30, 40 und mehr Projekte zu investieren und regelmäßig Zins- und Tilgungszahlungen nachzuvollziehen, muss man schon wirklich Spaß an der Materie haben und etwas Zeit mitbringen. Der berufstätige Vater mit 2 Kindern dürfte diese schlichtweg nicht haben. Viele Anleger merken erst spät, welchen Aufwand das Ganze in der Praxis macht, haben dann aber schon in ein, zwei oder drei Projekte investiert. Das ist keine gute Basis für eine Geldanlage, denn fällt auch nur ein Projekt aus, landet man direkt im Minus. In einem breit diversifizierten Portfolio lassen sich solche Ausfälle dagegen wesentlich besser kompensieren, aber dieses muss man erst einmal mühsam aufbauen.

Wer sich für Crowdinvesting entscheidet, muss "all in" gehen und sich innerlich von vornherein dazu verpflichten, ein Portfolio mit mindestens 30 Projekten (besser mehr!) aufzubauen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte lieber direkt die Finger davon lassen! Man kann natürlich trotzdem schnell mal 500 € in ein einzelnes Projekt stecken, aber das ist dann mehr eine Art "Entdeckungstour" als seriöse Geldanlage. Am Ende gilt auch hier der alte Spruch "There ain't no such thing as a free lunch" ("Nichts ist umsonst"). Die Renditeversprechen sind hoch, aber sie lassen sich aufgrund der zu erwartenden Ausfälle langfristig höchstens im Rahmen eines breit diversifizierten Portfolios erzielen und das kostet Zeit, die jeder anders für sich bewertet. Wer viel davon hat, kann mit Crowdinvesting durchaus Spaß (und Rendite) haben. Für alle anderen steht der Aufwand aber in keinem gesunden Verhältnis zur möglicherweise erzielbaren Rendite.

Diese eher ernüchternde Einschätzung würde sich etwas zum Positiven verändern, wenn mehr und mehr Crowdinvesting-Plattformen Tools zur einfachen Diversifikation anbieten würden. Exporo hatte 2017 mit dem Investmentplan einen ersten richtigen Schritt gemacht, allerdings wird das Produkt derzeit leider nicht mehr angeboten.

Neuigkeiten & Gedanken zum Thema Crowdinvesting

Crowdinvesting-Ausfälle steuerlich absetzbar

Äußerst interessant für Crowdinvesting-Anleger dürfte die Meldung sein, dass der Bundesfinanzhof (BFH) im Rahmen eines Urteils aus dem Oktober letzten Jahres entschieden hat, dass Verluste aus Darlehensforderungen steuerlich von den Einkünften aus Kapitalvermögen absetzbar sind. Dies steht in direktem Widerspruch zur bisherigen Handhabung, nach der Verluste aus solchen Darlehen nicht absetzbar waren. Da bei Crowdinvesting zwangsläufig Ausfälle bei einzelnen Projekten auftreten werden, ist dies eine erfreuliche Meldung, denn es dürfte die Rendite nach Steuern noch einmal leicht anheben. Leider gibt es an der Sache allerdings zwei Haken:

1. Die Finanzämter sind auf Basis dieses Urteils wohl nicht zwangsläufig und allgemein zur Anerkennung von Verlusten verpflichtet, denn es könnte noch passieren, dass ein sogenannter "Nichtanwendungserlass" zum Einsatz kommt und der Gesetzgeber zunächst aufgefordert wird, eine klare Regelung zu schaffen. Die Crowdinvesting-Plattform bettervest hatte darauf in einem ihrer Newsletter hingewiesen. Aktuell ist uns jedoch nicht bekannt, dass von einem solchen Nichtanwendungserlass Gebrauch gemacht wurde oder werden soll.

2. Wann genau eine Forderung aus einem Darlehensvertrag final als uneinbringbar deklariert werden kann, darüber herrscht leider keine Klarheit. Das oben genannte Urteil macht hierzu keine Angaben und verweist nur darauf, dass die bloße Eröffnung eines Insolvenzverfahrens nicht dafür ausreicht. Lassen Sie sich daher im Zweifel vom zuständigen Insolvenzverwalter bescheinigen, dass Ihre Forderung endgültig ausgefallen ist und reichen Sie diese zusammen mit Ihrer Steuererklärung beim Finanzamt ein.

Erste Anleihe von Exporo platziert - Unsere Einschätzung

Im Januar hat die Crowdinvesting-Plattform Exporo nach dem Erhalt der KWG-Lizenz im Dezember erstmals eine Anleihe an den Mann gebracht. Das besondere dabei: Es gibt keinen fixen Zinssatz, sondern lediglich eine erwartete Rendite von ca. 6 %, die sich aus den laufenden Mieteinnahmen von vier Wohnhäusern in Hannover und dem Erlös aus dem Verkauf der Objekte zum Ende der Laufzeit ergibt. Durch die Emission als Anleihe sollen Anleger eher wie eine Art Eigentümer anstatt wie bisher als nachrangige Gläubiger behandelt werden. Tatsächlich profitiert man als Investor auch davon, wenn die Immobilien über die kommenden 10 Jahre an Wert gewinnen, sodass es bei der Rendite zumindest theoretisch noch Luft nach oben gibt.

Was halten wir davon? Auf uns wirkt das Ganze letztlich weniger spektakulär als es von Exporo vermarktet wird. Ja, die Partizipation an der Wertentwicklung ist nett und das Gesamtkonzept der direkteren Beteiligung per Anleihe hat sicherlich auch einen gewissen Charme. Die Objekte waren jedoch scheinbar recht teuer, sodass unklar ist, inwiefern sich in Zukunft überhaupt noch eine Wertsteigerung erzielen lässt. Zudem suggeriert das Ganze eine Sicherheit, die das Modell schlichtweg nicht hergibt. Auch hier können herbe Verluste bis hin zum Totalausfall auftreten, zumal die beworbene Grundschuld nur nachrangiger Natur ist und damit stets die erstrangig finanzierende Bank entschädigt wird, sollte es einmal zur Insolvenz kommen. Ob dann für die Anleger noch etwas übrig ist, steht in den Sternen.

Ich persönlich bin ein Freund klarer Konstrukte und arbeite lieber mit Anlagen, die ein hohes, aber dafür klar kommuniziertes Totalverlustrisiko aufweisen. Das ist mir stets lieber als komplexe Produkte, die Risiken (bewusst oder unbewusst) verschleiern, denn nichts ist in der Anlagewelt schlimmer als das Schaffen von Scheinsicherheit. Für mich ist die von Exporo vermarktete Anleihe ein solcher Fall, auch wenn ich nicht genau erklären kann, warum. Zudem stellt sich mir bei Anleihen stets die Frage, ob sich der (hohe!) Aufwand für die Emission mit Prospekt & Co. wirklich lohnt, denn das Ganze kostet bares Geld und nagt letztlich an der Rendite des Anlegers. Ja, Anleihen sind einfacher über das eigene Depot hand- und sogar handelbar, aber sind Nachrangdarlehen wirklich so schlimm? Dem durchschnittlichen Anleger dürfte der Unterschied zwischen einer Anleihe und einem Nachrangdarlehen ohnehin nicht zu vermitteln sein.

greenXmoney stellt Neugeschäft ein

Die Crowdinvesting-Plattform greenXmoney hat Anfang 2018 überraschend den Betrieb eingestellt. Davon betroffen ist allerdings nur das Neugeschäft. Alle bestehenden Verträge werden wohl weiter betreut und die Plattform bleibt für bestehende Anleger weiterhin erreichbar. Die Gründe für die Einstellung sind bis heute nicht ganz klar. Liest man zwischen den Zeilen der Meldung von greenXmoney, so lässt sich auf Druck vom Mehrheitseigner E.ON schließen, der scheinbar auf die Einstellung des Betriebes hingewirkt hat. Die ursprünglichen Gründer sind wohl nicht ganz glücklich über diese Entscheidung und hatten angekündigt, nach alternativen Wegen für eine Fortsetzung zu suchen. Bis heute hat sich in dieser Hinsicht jedoch nichts getan.

Das Ganze ist aus unserer Sicht vor allem deswegen bedauerlich, weil greenXmoney unter den Crowdinvesting-Plattformen ein kleiner, aber charmanter Sonderling war. Das Anlagekonstrukt mit dem Kauf von Forderungen aus der EEG-Einspeisung von Bestandsanlagen war so geschickt gebaut, dass die Sicherheit des Investments letztlich fast nur noch an der Bonität des für die Zahlung der EEG-Einspeisung zuständigen Stadtwerkes hing, die häufig aufgrund der staatlichen Eigner eine sehr hohe ist. Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn es für greenXmoney irgendwann ein Revival gäbe. Etwas Diversifikation weg von den allgegenwärtigen Immobilieninvestments würde dem Markt und den vielen Crowdinvestoren definitiv gut tun.

Aktuelle Bonus-Aktionen von Crowdinvesting-Plattformen

Im Folgenden finden Sie alle uns aktuell bekannten Bonus- und Sonderaktionen der Crowdinvesting-Plattformen. Bitte lesen Sie vor einer Nutzung dieser Aktionen stets das Kleingedruckte und machen Sie sich immer bewusst, dass solche Bonus-Aktionen nicht aus reiner Nächstenliebe offeriert werden. Die Crowdinvesting-Plattformen haben natürlich ein großes Interesse daran, dass Sie bei ihnen investieren. Die Entscheidung für Crowdinvesting sollte nicht von einer Bonus-Aktion abhängig gemacht werden, sondern vor allem von Ihrer persönlichen Risikoneigung/Risikotragfähigkeit.

Alle aktuellen Crowdinvesting-Bonus-Aktionen finden Sie in unserer Bonus-Übersicht.

Neue Projekte im Portfolio - Übersicht & Besprechung

Im Folgenden finden Sie alle Projekte, in die wir in den letzten Monaten investiert haben. Bitte beachten Sie, dass wir leider von mehreren Seiten darauf aufmerksam gemacht wurden, dass eine Einschätzung und de facto Bewertung von Projekten, wie wir sie bisher an dieser Stelle vorgenommen haben, nicht mit den gesetzlichen Vorgaben und unserer Rolle als reines Online-Portal vereinbar ist. Entsprechend finden Sie die Projekte nur noch als nüchterne Aufzählung ohne jede Bewertung.

In dem Kontext sei auch darauf hingewiesen, dass die Tatsache, dass wir in diese Projekte investiert haben, keine Wertung darstellt. So investieren wir z. B. auch in Projekte aus purem Interesse (z. B. aufgrund der Neuheit der zugrundeliegenden Anlagestruktur). Wir führen keine fundierte Projektprüfung durch und können das Risiko eines Ausfalls nicht zuverlässig abschätzen. Die Tatsache, dass sich diese Projekte in unserem Portfolio befinden, bedeutet NICHT, dass sie sicher sind!

April 2018

  • 15.04.2018: 500 € in das dagobertinvest-Projekt "P145 | Bretschneider Immobilien GmbH: Wohn(t)Raum Felixdorf"
  • 15.04.2018: 500 € in das ReaCapital-Projekt "Campus Bilk27"

März 2018

  • 14.03.2018: 500 € in das kapilendo-Projekt "3D-Messgeräte für Industrie und Forschung"
  • 14.03.2018: 500 € in das ReaCapital-Projekt "Frankfurt42"

Februar 2018

  • 14.02.2018: 500 € in das LeihDeinerUmweltGeld-Projekt "Energieeffizienzhaus Walzenmühle"
  • 13.02.2018: 500 € in das Home-Rocket-Projekt "Arthur-Hoffmann-Straße 32-34 Leipzig"

Januar 2018

  • 14.02.2018: 500 € in das iFunded-Projekt "Rochlitzstraße Leipzig"
  • 13.02.2018: 500 € in das greenXmoney-Projekt "Solaranlage: PV Ebersbach-Ried"

Zum Portfolio mit der vollständigen Projektübersicht

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